Trumps neuer Kommunikationschef will weitere Enthüllungen verhindern

In der Auseinandersetzung um mögliche Einmischung Russland in den Präsidentschaftswahllkampf gibt es immer wieder durchgestochene Informationen. Trumps neuer Kommunikatonsdirektor löschte derweil alte Tweets mit Trump-kritischen Aussagen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 99 Kommentare lesen
Weißes Haus

(Bild: US-Verteidigungsministerium, Public Domain)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • dpa

Trumps neuer Kommunikationschef will weitere Enthüllungen verhindern. In der Auseinandersetzung um mögliche Einmischung Russland in den Präsidentschaftswahllkampf gibt es immer wieder durchgestochene Informationen. Trumps neuer Kommunikatonsdirektor löschte derweil alte Tweets mit Trump-kritischen Aussagen.

Der neue Kommunikationsdirektor im Weißen Haus, Anthony Scaramucci, hat "drastische Maßnahmen" angekündigt, um die undichten Stellen im Weißen Haus zu beseitigen. "Wir müssen die Leaks stoppen", sagte der 53-jährige Ex-Finanzier dem Sender Fox News. Dies habe höchste Priorität. Was derzeit geschehe, deute auf einen hohen Grad an Unprofessionalität hin, "und es hilft nicht dem Präsidenten. (...). Ich werde drastische Maßnahmen ergreifen, um die Leaks zu stoppen."

Der Posten des Kommunikationsdirektors war seit Mai unbesetzt gewesen. Scaramuccis Berufung hatte den Sprecher des Weißen Hauses, Sean Spicer, am Freitag zum Rücktritt veranlasst. Er wird nun am 1. September von seiner bisherigen Stellvertreterin Sarah Huckabee Sanders abgelöst. Dem Sender Fox News sagte Spicer, der Präsident habe seinen Rücktritt nicht gewollt, aber er selber habe es für besser gehalten, nicht "zu viele Köche in der Küche zu haben" und "Anthony und Sarah einen reinen Tisch zu geben". Spicer kommt aus dem Parteigefüge der Republikaner, Scaramucci ist wie Trump ein Außenseiter und entstammt dem Dunstkreis der Wall Street.

Trumps Präsidentschaft ist überschattet vom Streit, ob Russland sich in den Wahlkampf um das Präsidentenamt 2016 eingemischt hat und ob, wenn ja, Trump-Mitarbeiter daran beteiligt waren. Diese Auseinandersetzung wurde zum Teil auch durch durchgestochene Informationen angetrieben, die aus dem Inneren und auch von außerhalb des Weißen Hauses stammten.

Scaramucci sagte, er werde Mitarbeiter einsparen, um die Leaks aus dem Weißen Haus zu stoppen. Allerdings seien solche Bemühungen durch das Kommunikationsbüro nur begrenzt möglich. Er wolle einen Neuanfang, möglichst für jeden im Team.

Zuvor war schon bekannt geworden, dass der neue Kommunikationsdirektor alte Tweets von seinem Twitter-Account gelöscht hat darunter eine Reihe, die im Widerspruch zu den Positionen seines neuen Chefs Donald Trump stehen. Der 53-jährige Ex-Finanzier teilte seinen Schritt im Sinne "vollständiger Transparenz" selbst via Twitter mit.

Der Washington Post zufolge enthalten frühere Tweets unter anderem Lobpreisungen für Hillary Clinton ("unglaublich kompetent"), Kritik an Klimawandel-Zweiflern, eine Absage an die Todesstrafe, Unterstützung für das Abtreibungsrecht und Kritik an Trumps Plänen für den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko. Allerdings war bereits vor Scaramucchis Amtsantritt bekannt, dass er in der Vergangenheit nicht immer auf der Trumpschen Linie gelegen und sich sogar massiv kritisch über den jetzigen Präsidenten geäußert hatte.

Die Löschung der Tweets begründete er am Samstag damit, dass sie nichts mit der Gegenwart zu tun hätten. "Frühere Ansichten haben sich entwickelt und sollten keine Ablenkung sein. Ich diene der Agenda von #POTUS und das ist alles, auf das es ankommt", schrieb er auf Twitter weiter.

CNN grub am Wochenende eine Kolumne für FoxBusiness.com von Anfang 2016 aus, in der Scaramucchi anscheinend ätzende Kritik am damaligen Präsidentschaftsbewerber Trump übte - kurz vor Beginn der Vorwahlen. Zwar nenne er Trump nicht beim Namen, aber der Bezug sei klar, so der Sender.

In dem Meinungsartikel ließ sich Scaramucci über die "grenzenlose Demagogie" aus, die die Republikanische Partei an einen Punkt gebracht habe, "von dem es kein Zurück gibt". Wenn ein Populist bei den Vorwahlen gewinne, werde die Partei entweder mit einer vernichtenden Niederlage bei der Wahl konfrontiert oder "mit einer neuen, nicht wiederzuerkennenden Identität", zitierte CNN aus der Kolumne. Und weiter: "Nenne es, wenn du willst, eine moralische Schuldenumstrukturierung, eine, die von dem rücksichtslosen Verhalten eines Mannes ausgelöst wurde, der das eine oder andere über Bankrott weiß."

Scaramucchi hatte damals den republikanischen Gouverneur von Wisconsin, Scott Walker, unterstützt, und später dann Jeb Bush. In einem CNN-Interview sagte er am Sonntag: "Wenn ich einige Dinge über Trump gesagt habe, als ich für einen anderen Bewerber gearbeitet habe, dann, Herr Trump, Herr Präsident, entschuldige ich mich." An die Adresse des Interviewers gerichtet, fügte er hinzu: "Können wir uns jetzt anderen Dingen zuwenden?" (jk)