Ampel-App hilft Fußgängern

Um sicherer über Kreuzungen zu kommen, will die Stadt Tilburg ihren gebrechlichen Einwohnern eine eigene Anwendung fürs Smartphone zur Verfügung stellen.

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Die Ampelschaltungen in vielen Städten haben es in sich: Für ältere Menschen, Gehbehinderte oder Personen mit anderen Einschränkungen in der Geschwindigkeit sind die Ampelschaltungen oftmals zu schnell. Das Risiko an- oder übergefahren zu werden, ist groß.

Die Crosswalk-App ist einfach zu bedienen.

(Bild: Entwickler)

Denn an vielen Ampeln sind die Grünphasen für Fußgänger so kurz, dass etwas langsamere Menschen es kaum sicher über die Straße schaffen. Eine Android-App namens CrossWalk soll ihnen nun mehr Zeit verschaffen – zumindest in Holland. Die niederländische Stadt Tilburg hat im Frühjahr damit begonnen, einige Ampeln mit der Software zu vernetzen, die im Rahmen eines größeren "Smart City"-Projekts entstanden ist, das die Infrastruktur in Städten ins digitale Zeitalter führen soll.

Dank Ortserfassung über GPS weiß das Programm stets, wann ein Nutzer vor einer der nun "smarten" Ampeln steht – und kann dann ein Signal an den zentralen Steuerrechner in der Verkehrsleitzentrale schicken, um die Grünphase automatisch zu verlängern. In einem dreimonatigen Test sollen Menschen mit Mobilitätsproblemen nun ausprobieren, wie hilfreich die Anwendung in der Praxis ist. Sie kommt mit einer von insgesamt vier Einstellungen, die den Ampelzyklus je nach persönlicher Mobilität verlängert. Entsprechend soll CrossWalk auch Autofahrer nicht allzu sehr nerven, weil die Grünphase für die Fußgänger stets zum Benutzer passt.

Straßeszene in Tilburg.

(Bild: Michielverbeek / Wikipedia / cc-by-sa-3.0)

Was relativ einfach klingt, könnte künftig noch weiter individualisiert werden. Später können weitere Funktionen hinzukommen – etwa eine Ampelsteuerung für Gruppen. So könnten Lehrer ganze Schulklassen auf Ausflügen sicher über eine Kreuzung lotsen, indem sie die Grünphase für Fußgänger signifikant verlängern. Laut Hersteller lässt sich das System in nahezu alle Ampelsteueranlagen integrieren, der Hardwareaufwand ist angeblich minimal.

Neben CrossWalk entwickelt die Herstellerfirma, das Unternehmen Dynniq aus Amersfoort in der niederländischen Provinz Utrecht, auch eine angepasste App für Fahrradfahrer, die sich CrossCycle nennt. Diese soll erkennen können, dass sich ein Zweiradfahrer einer Ampel nähert und diese dann schneller auf Grün schalten, um der umweltfreundlichen Mobilität Vorfahrt zu verschaffen – ähnlich wie man das etwa von Straßenbahnen kennt. Denkbar ist auch, die App für sehbehinderte Menschen zu erweitern, damit diesen Grün- und Rotphasen deutlicher signalisiert werden, damit sie nicht in den Verkehr hineinlaufen.

Große Kreuzung – hier in Japan.

(Bild: Zengame / Wikipedia / cc-by-2.0)

CrossWalk-Produktmanager Martin de Vries sagte gegenüber der britischen Zeitung "Guardian", die Stärke der App liege in der Möglichkeit, die Ampelsteuerung stets aufs Neue anzupassen. "Früher hat nur jemand einen Knopf gedrückt, doch wir wussten nie, ob da an der Ampel eine Person steht oder zehn." Die App wird es in Zukunft sogar erlauben, der Ampelanlage mitzuteilen, dass alle sicher über die Straße gekommen sind – etwa bei Gruppen, sagt de Vries.

In Deutschland arbeitet Siemens an einer ähnlichen Lösung für die Anpassung von Ampelgrünphasen. Die App SiBike richtet sich an Radfahrer. Erste Erprobungen wurde im vergangenen Jahr in Bamberg und in Marburg durchgeführt. Eine Evaluierung der Ergebnisse ist noch nicht bekannt.

(bsc)