Fast 60 % der deutschen Arbeitnehmer pendeln

Noch nie pendelten so viele Menschen zur Arbeit wie heute. Teure Mieten in den Städten und Rekordbeschäftigung treiben die Arbeitnehmer auf Straße und Schiene. Politiker und Experten fordern energisches Gegensteuern

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Fast 60 % der deutschen Arbeitnehmer pendeln
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Von
  • dpa

In Deutschland gibt es immer mehr Pendler. Der Anteil der Beschäftigten, die zum Teil lange Wege zum Arbeitsplatz und zurück in Kauf nehmen, ist im vergangenen Jahr um 0,2 Prozentpunkte auf einen neuen Rekordwert von 59,4 Prozent gestiegen, wie das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung der Deutschen Presse-Agentur in Berlin mitteilte. Damit wuchs die Zahl der Pendler von knapp 18 auf 18,4 Millionen.

Die regelmäßigen Fahrten zum Arbeit belasten Straßen und Pendler. Die Städte arbeiten daran, den ÖPNV zu ertüchtigen.

(Bild: ACE)

Die Stadt mit den meisten Arbeitnehmern, die in einer anderen Gemeinde wohnen als sie arbeiten, war München mit 365.000 Pendlern (2015: 355.000). Zu den Hauptgründen zählten die hohen Miet- und Immobilienpreise in den Städten sowie die gestiegene Beschäftigung, sagte der Experte Thomas Pütz des in Bonn ansässigen Bundesinstituts der dpa.

Die Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann (Linke) hob hervor, dass auch immer noch viel mehr Beschäftigte aus Ostdeutschland zum Arbeiten in die westlichen Bundesländer pendeln als umgekehrt. 2016 pendelten rund 404.000 ostdeutsche Beschäftigte in den Westen, 1999 waren es 308.000. Umgekehrt kamen aus Westdeutschland im Jahr 2016 nur 158.000 Beschäftigte zum Arbeiten in die neuen Länder, 1999 waren es rund 77.000.

Angesichts der negativen Folgen des Pendelns für die Umwelt durch Verkehr und Flächenverbrauch sowie für die Gesundheit der Betroffenen forderte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) bereits im Frühjahr: „Wir müssen in die Verbindung von Stadt und Land investieren, durch einen modernen und leistungsfähigen ÖPNV zum Beispiel.“

Im Durchschnitt werden die Pendel-Entfernungen immer länger. So betrug die Länge des einfachen Arbeitswegs laut Bundesinstitut im vergangenen Jahr im Schnitt 16,91 Kilometer, im Jahr davor waren es 16,76, 1999 nur 14,59 Kilometer.

Insgesamt gab es beim Pendeln zwischen 1999 und 2005 einen besonders deutlichen Anstieg. Seit Ende der 2000er Jahre stagniere die durchschnittlichen Pendeldistanz weitgehend, während der Anteil der Pendler weiter leicht zunehme, wie Experte Pütz erläuterte. Wegen der steigenden Beschäftigtenzahlen würden es Jahr für Jahr in absoluten Zahlen aber deutlich mehr Pendler. (fpi)