Diesel-Gipfel: Erste Ergebnisse

Der Diesel-Gipfel ist gelaufen und hat die zu erwartenden Ergebnisse gebracht. Mehr als fünf Millionen Dieselautos in Deutschland sollen mit einer neuen Software weniger Schadstoffe ausstoßen. Eine Planungssicherheit wurde nicht geschaffen

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(Bild: VW)

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Von
  • Martin Franz

VW will Hand anlegen: Rund vier Millionen Diesel sollen mittels Softwareupdate weniger Stickoxide ausstoßen.

(Bild: VW)

Der Diesel-Gipfel ist gelaufen und hat die zu erwartenden Ergebnisse gebracht. Mehr als fünf Millionen Dieselautos in Deutschland sollen mit einer neuen Software weniger Schadstoffe ausstoßen. Darin enthalten sind 2,5 Millionen Fahrzeuge von Volkswagen, für die schon Abgas-Nachbesserungen angeordnet wurden. Das teilte der Verband der Automobilindustrie (VDA) als ein Ergebnis des Dieselgipfels mit Bund und Ländern am Mittwoch in Berlin mit. Es handele sich um Fahrzeuge mit der Abgasnorm Euro 5 und teilweise Euro 6.

Die Maßnahmen seien freiwillig und deckten einen Großteil dieser moderneren Flotten bei den deutschen Herstellern ab. Ungefähr 8,6 Millionen Fahrzeuge aus diesen Klassen sind derzeit in Deutschland insgesamt zugelassen. Zu den geforderten Hardware-Nachrüstungen äußerte sich der VDA nicht.

Ziel sei eine durchschnittliche Stickoxid-Reduzierung von 25 bis 30 Prozent der nachgerüsteten Fahrzeuge. Studien zeigten, dass damit die Schadstoffbelastung mindestens genauso stark reduziert werden könne wie durch Fahrverbote, hieß es beim VDA. „Wir begrüßen, dass Bundesregierung und Länder der Vermeidung von generellen Fahrverboten Priorität einräumen.“

Angeboten werden die Nachrüstungen von BMW, Daimler, Opel und Volkswagen. Für die Halter würden keine Kosten entstehen. Die Aktion soll auch keinen Einfluss auf Motorleistung, Verbrauch oder Lebensdauer haben. Eine mutige Ansage, an der sich die Hersteller messen lassen müssen.

BMW kündigte eine „Umweltprämie“ von bis zu 2000 Euro an für Kunden mit einem Dieselfahrzeug mit Euro-4-Abgasnorm oder älter. Bedingung ist demnach der Erwerb eines BMW-Elektroautos i3, eines Plug-in-Hybrids oder eines Diesel mit der Euro 6-Norm. Die Aktion soll bis Ende 2017 laufen.

Vor dem Treffen in Berlin hatte die Politik mehr Bewegung bei den Herstellern gefordert. „Die Automobilindustrie ist sich bewusst, dass sie erheblich an Vertrauen verloren hat“, räumte der Verband ein. BMW, Daimler und VW wollen sich an einem geplanten Fonds des Bundes für umweltfreundliche Mobilität in Städten beteiligen.

Bundesweit sank im ersten Halbjahr 2017 der Diesel-Anteil bei erstmals zugelassenen Autos von 46,9 auf 41,3 Prozent. Das ist nicht wenig, aber auch nicht der vielerorts beschriebene Einbruch bei den Zulassungszahlen. Alternative Antriebe legten zu, wenn auch auf einem immer noch geringen Niveau.

Es wäre wichtig gewesen, eine zumindest mittelfristig verlässliche Aussage zu machen, wohin es gehen soll. Diese Chance ist vertan. Die Folgen sind gerade für private Autokäufer ausgesprochen unangenehm: Fahrverbote für Diesel sind in Großstädten nach dem Diesel-Gipfel keineswegs aus der Diskussion. Kommen sie im großen Stil, ist ein dramatischer Wertverlust vorprogrammiert.

Auf einen Benziner auszuweichen, ist momentan auch nicht die beste Idee, denn viele Hersteller zögern den Einsatz von Partikelfiltern hinaus. Doch direkteinspritzende Benziner produzieren in der Regel viel Feinstaub, und genau das wird für alle erstmals zugelassenen Autos ab September 2018 mit der dann EU-weit verbindlichen Abgasnorm Euro 6c begrenzt. Wer jetzt also einen Benziner kauft, hat in den meisten Fällen schon im kommenden Jahr ein Auto, was nicht mehr der dann aktuellen Abgasnorm entspricht.

Die Alternativen: Gas oder Strom. Gas würde sich anbieten, zumal Flüssiggas bis 2021 und Erdgas bis 2024 weiter steuerlich unterstützt werden. Doch so richtig in Fahrt kommt der Markt hierzulande nicht. Die Zahl der Erdgastankstellen sank zuletzt sogar. VW hat mit berstenden Tanks dem Image zusätzlich geschadet. Im Mai kündigte Volkswagen eine Initiative an, mit der unter anderem neue Erdgasmodelle auf den Markt gebracht werden.

Für ein Elektroauto können sich hierzulande momentan nicht viele Leute erwärmen, wobei die Gründe dafür sehr unterschiedlich sein dürften. Eine gemeinsame Prämienaktion von Herstellern und Staat hat den Markt bislang jedenfalls nicht beflügeln können.

(mit Material der dpa) (mfz)