YouTube-Foren: Helfer beklagen Mängel beim Jugendschutz

Freiwillige Helfer sollen dafür sorgen, dass das YouTube-Angebot für Kinder und Jugendliche sicher ist. Einige dieser "Trusted Flagger" berichten nun, dass die Schutzmaßnahmen kaum wirken.

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YouTube-Videos: Helfer beklagen Mängel beim Jugendschutz

(Bild: (Bild: dpa, Armin Weigel / Archiv))

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Dorothee Wiegand

Kinder lieben Internet-Videos und tauschen sich darüber in den zugehörigen Foren aus. Entsprechend beliebt sind solche Foren allerdings auch bei Erwachsenen, die möglichst anonym mit Kindern in Kontakt treten wollen. Experten sehen beim Jugendschutz im Netz deutlichen Handlungsbedarf- Cybergrooming, also die Anbahnung sexueller Kontakte mit Kindern über das Web, ist eines der Problemfelder. Auch der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, möchte Web-Plattformen beim Schutz Jugendlicher vor sexueller Anmache stärker in die Pflicht zu nehmen.

Beim Video-Anbieter YouTube wachen freiwillige Helfer, die sogenannten "Trusted Flagger", darüber, dass keine Anmache von Kindern in den Foren stattfindet. Eine Reihe dieser Helfer hat sich nun an die BBC gewandt und von erheblichen Problemen berichtet.So soll YouTube bei den gemeldeten Fällen nicht mehr hinterher kommen, weshalb Meldungen von jugendgefährdenden Posts und Kommentaren mitunter monatelang unbearbeitet liegenbleiben.

Ein Informant berichtete, dass er im Dezember 2016 über 9000 Berichte verfasste, YouTube jedoch bisher auf keinen davon reagiert habe. Einige der Flagger hatten sich gefragt, was genau mit Meldungen passiert, die über ein Webformular auf der YouTube-Seite abgeben werden. Auf diesem Weg kann jeder Besucher der Seite eine Meldung abgeben, falls er aus seiner Sicht jugendgefährdende Inhalte entdeckt. Um die Reaktion von YouTube auf diese öffentlichen Meldungen zu prüfen, meldeten die Flagger über einen Zeitraum von knapp zwei Monaten insgesamt 526 bedenkliche Forenbeiträge. Nur in 15 Fällen erhielten sie darauf eine Antwort.

Es geht den Jugendschutz-Helfern um Meldungen zu Videos, die selbst allesamt harmlosen Inhalt haben: Jugendliche albern darin vor der Kamera herum, verbreiten Schmink-Tipps oder führen Fitness-Übungen vor. Anders dagegen die Forenbeiträge unter diesen Streifchen: Die jugendlichen Filmer werden darin aufgefordert, an einem geschlossenen Chat teilzunehmen, oder sie werden gebeten, leichter oder gar nicht bekleidet vor der Kamera zu posieren.

Über dieses Formular kann jeder YouTube-Besucher anstößige Forenbeiträge melden.

Das Trusted-Flagger-Programm von YouTube gibt es seit 2012. Als Helfer sind häufig Mitarbeiter aus Kinderschutzorganisationen und ähnlichen Gruppen tätig. Diese Mitarbeit wird nicht bezahlt. Trusted Flagger melden aus ihrer Sicht bedenkliche Fälle mit Hilfe spezieller Software. Ihre Angaben werden dann von YouTube-Mitarbeitern geprüft. Die Helfer, die sich nun an die BBC wandten, machen dem Video-Anbieter zwei Vorwürfe: Ihre eigenen Meldungen würden zwar ernst genommen, jedoch oft viel zu spät bearbeitet. Die Meldungen der normalen YouTube-Nutzer dagegen nähmen die Bearbeiter häufig nicht besonders ernst - ein Fehler in den Augen der besorgten Trusted Flagger. (dwi)