Alexa und der Arbeitsmarkt: Jobs rund um die neuen Assistenten

"Siri, brauch ich einen Regenschirm?" Es sind simple Fragen, die virtuelle Assistenten simpel beantworten. In Zukunft sollen sie noch mehr Tricks können - und sie sich sogar selbst beibringen. Plus für den Alltag oder Bedrohung für den Arbeitsplatz?

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Künstliche Intelligenz, Informationsfreiheit

(Bild: Gerd Altmann, Lizenz CC0 / Public Domain)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Tobias Hanraths
  • dpa
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Ein schmuckloses Gerät, eine schnelle Frage und eine mehr oder weniger hilfreiche Antwort: Was virtuelle Assistenten wie Siri, Alexa, Bixby und Cortana tun, wirkt auf den ersten Blick zwar nicht sehr spektakulär. Doch damit das einfach so klappt, war jede Menge Arbeit nötig. Und die Entwicklung geht weiter. Für manche Berufe könnte sich durch die Assistenten einiges ändern.

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"Wir haben die Systeme mit Hunderten von Stunden von Sprachdaten trainiert, in verschiedenen Dialekten, von über tausend Sprechern aus ganz Deutschland", erinnert sich Prof. Wolfgang Wahlster, Leiter des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI). "Rund 80.000 Dialogbeiträge haben Wissenschaftler massenhaft per Hand transkribiert, Millionen hat das gekostet", betont Wahlster, der auch Leiter der Forschungsbereichs "Intelligente Benutzerschnittstellen beim DFKI ist. Die Grundlagenarbeit des DFKI bei der Erkennung von sogenannter Spontansprache bildete die Basis für die ersten kommerziellen Dolmetschsysteme auf Smartphones.

Spracherkennung war nicht das Einzige, was Menschen der Künstlichen Intelligenz erst mühsam beibringen mussten. Denn noch unterhalten sich Nutzer nicht wirklich mit Siri oder Cortana. Stattdessen sind Fragen und Kommandos von Menschenhand fest mit bestimmten Funktionen verknüpft – dem Kalender oder der Wetter-App zum Beispiel. Deshalb sind die Möglichkeiten der Assistenten auch noch sehr eingeschränkt.

Doch in Zukunft könnten sie sich neues Wissen auch selbst beibringen. "Das ist im Grunde, wie wenn Sie Italienisch lernen", sagt Wahlster zum Maschinellen Lernen. "Erst brauchen Sie einen menschlichen Lehrer für die Grundbegriffe. Später können Sie dann auch einfach nach Italien fahren und durch zahlreiche Gespräche mit Italienern selbst lernen und Ihre Sprachkenntnisse rasch perfektionieren."

Grundlage des Maschinellen Lernens sind riesige Datenmassen, die eine Künstliche Intelligenz selbstständig aufbereitet und analysiert. Die daraus abgeleiteten Funktionen könnten mittel- bis langfristig viel komplexer sein als heute. Statt "Wie wird das Wetter?" könnte die Frage also "Welche Versicherung lohnt sich für mich?" lauten.

Mit echtem Machine Learning würden so nicht nur die Trainer von Siri, Cortana und Co. überflüssig. Langfristig könnten die Assistenten auch andere Arbeitsmärkte aufmischen. "Ich kann mir gut vorstellen, dass es solche Assistenten in Zukunft auch bei Bürotätigkeiten gibt, die zum Beispiel Routine-Mails sortieren und sogar beantworten", sagt Lucia Falkenberg, Personalexpertin beim Verband der Internetwirtschaft eco. Wären Alexa und Co. damit im Büro das, was der Roboter in der Fabrik ist – das Schreckgespenst, das dem Menschen erst die Arbeit und schließlich den ganzen Arbeitsplatz wegnimmt?

Die Antwort darauf lautet: ja und nein. "Reine Routinejobs sind durch den Siegeszug der Künstlichen Intelligenz tatsächlich gefährdet", sagt Wahlster. "Was wegfällt, sind Stellen einfacher Sachbearbeiter, also wenn Menschen den ganzen Tag vor dem Bildschirm sitzen und Daten in Computer eingeben oder digitale Daten nach einfachen Regeln weiterverarbeiten." Arbeitnehmer in stark regulierten Arbeitsabläufen mit sich oft wiederholender geistiger Arbeit müssen sich langfristig sogar mehr Gedanken um ihren Arbeitsplatz machen als Fabrikarbeiter, erwartet Wahlster. Denn deren körperliche Arbeit und praktische Erfahrung kann ein Roboter nicht komplett ersetzen.