Alexa und der Arbeitsmarkt: Jobs rund um die neuen Assistenten

Seite 2: Dienstleistungs-Automatisierung und Roboter-Journalismus

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Von solchen Umwälzungen könnten große Krankenversicherungen oder Banken betroffen sein, aber auch kleinere Arbeitgeber wie Anwalts- oder Steuerberaterbüros. Ein Experte für diese Branche ist Klaus Schmidt, Head of Tax Technology & Transformation bei der Unternehmensberatung PwC. Probleme sieht er vor allem beim Modell der sogenannten Shared Service Center: Dienstleistern mit oft billigen menschlichen Arbeitskräften für Routineaufgaben. "Die sind mit der Digitalisierung in Zukunft vermutlich teilweise ersetzbar."

In der Anwaltskanzlei oder beim Steuerberater selbst befürchtet Schmidt aber keinen Kahlschlag durch virtuelle Assistenten. Im Idealfall könnte das Arbeiten sogar angenehmer werden: "Selbst heute geht noch sehr viel Zeit dafür drauf, Daten zu sammeln und aufzubereiten. Das ist jetzt für viele nicht der spannendste Teil des Jobs, die meisten würden sich freuen, wenn sie mehr Zeit für die kreative Arbeit hätten."

So könnte es auch im Journalismus laufen. Erste Versuche für das vollautomatisierte Produzieren und Verteilen von Nachrichten mit Hilfe Künstlicher Intelligenz gibt es bereits. Ganze Redaktionen voller Robo-Redakteure kann sich Wolfgang Wahlster aber nicht vorstellen: Was Bots heute schon gut können, sei die Aggregation von Nachrichten, "aber das ist ja nicht der eigentliche Qualitätsjournalismus", sagt der DFKI-Leiter. "Da geht es zum Beispiel ums kritische Hinterfragen von Quellen und die Einordnung in größere Zusammenhänge. Das können die heutigen Bots nicht."

Der große Arbeitsplatz-Killer werden virtuelle Assistenten aber wohl schon deshalb nicht, weil das Maschinelle Lernen noch eher Vision als Wirklichkeit ist. Mit zahlreichen offenen Fragen, wie Wahlster erklärt: Damit es funktioniert, brauchen die Maschinen heute noch Unmengen von Trainingsdaten – die es aber nicht immer gibt. Zudem sind Maschinen im Gegensatz zu Menschen nicht vergesslich. Und das muss kein Vorteil sein. "Wenn die Maschinen einmal aus fehlerhaften Trainingsdaten etwas Falsches neu hinzugelernt haben, bekommen wir das heute nicht mehr aus den neuronalen Netzen heraus und müssen nochmal ganz von vorne lernen", erläutert der Experte.

Ob sich solche Probleme jemals lösen lassen, ist unklar. Und so vernichtet Künstliche Intelligenz am Ende vielleicht keine Arbeitsplätze, sondern schafft sogar neue Jobs – zum Beispiel in der Position des Assistenten-Dolmetschers beim Steuerberater. Denn um die neuen Technologien nutzen zu können, muss man sie verstehen können.

"Deshalb brauchen wir auch die entsprechenden Fachkräfte, die wir 'Tax Technologists' nennen", sagt Branchenexperte Klaus Schmidt. "Ideal sind für uns Leute, die beide Welten kennen und entsprechend übersetzen können", sagt Schmidt und träumt vom programmierenden Steuerberater. MINT-Fachkräfte können künftig – vom Programmierer bis zum Datenanalyst – also auch in Kanzleien, Redaktionen oder bei Versicherungen anheuern. Und wären noch begehrter als ohnehin schon. Bleibt nur eine Frage: "Alexa, was tun gegen den Fachkräftemangel?"

Zu Arbeitsplätzen und Stellenangeboten in der IT-Branche siehe auch den Stellenmarkt auf heise online:

(jk)