AMD Radeon RX Vega 64 und 56 angetestet: Rückstand verkürzt, heiß erkauft

Die Radeon RX Vega 64 gelangt am heutigen Montag für 500 Euro in den Handel. Erste Testergebnisse zeigen: Trotz hoher Rechenleistung kann AMD nur zu Nvidia aufholen, aber nicht überholen. Der Preis: Eine hohe Leistungsaufnahme.

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Radeon RX Vega 64 und 56 angetestet: AMD bringt hohe Rechenleistung nicht auf die Straße

(Bild: heise online)

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Inhaltsverzeichnis

AMD bringt die Radeon RX Vega 64 als erste Spieler-Grafikkarte mit Vega-GPU am heutigen Montag in den Handel. Als luftgekühlte Variante kostet sie 500 Euro, mit Spielen und einem Bundle-Gutschein 609 Euro, als wassergekühlte Variante 715 Euro. Die abgespeckte Ausführung Radeon RX Vega 56 soll ab dem 28. August erhältlich sein – Europreise hat AMD für diese Karte noch nicht veröffentlicht, in den USA soll sie 399 US-Dollar ohne Mehrwertsteuer kosten.

Radeon RX Vega 64 und RX Vega 56 muss man jeweils über zwei achtpolige Stromstecker mit dem Netzteil verbinden.

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Grafikkarten aus der Serie Radeon RX Vega unterstützen die Schnittstellen DirectX 12 beziehungsweise Direct3D vollständig. Dabei beherrschen sie laut AMD Funktionen, die noch über die Anforderungen des Funktionsniveaus 12_1 hinausgehen, etwa Pixel Shader Stencil Reference und die höchste Stufe 3 bei Resource Binding, Tiled Resources und Conservative Rasterization. Insgesamt ist Vega hierbei laut AMD damit sogar fortschrittlicher als Nvidias aktuelle Pascal-GPU. Neben DirectX 12 verarbeitet Vega auch Vulkan- und OpenGL-Programme. AMD hat die Architektur des Vega-Grafikchips an mehreren Stellen verbessert, etwa bei der Compute- und Pixelengine sowie der Compute-Pipeline (Details zur Vega-Architektur).

Die Vega-GPU mit zwei HBM2-Speicherstapeln.

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Die Radeon RX Vega 64 enthält 64 Rechenblöcke (Compute Units) mit jeweils 64 Shader-Rechenkernen, also insgesamt 4096 Stück. Sie laufen laut AMD-Spezifikation mit einem Basistakt von 1247 MHz; sofern Leistungsaufnahme und Temperatur unter festgelegten Schwellenwerten liegen darf die GPU mit einem Turbo-Takt von bis zu 1546 MHz laufen. Die Radeon RX Vega 56 enthält 56 Rechenblöcke, folglich 3584 Rechenkerne und nur 224 statt 256 Textureinheiten. Auch Basis- und Turbo-Takt sind geringer (1156/1471 MHz).

Beide Grafikkarten bieten 8 GByte Speicher. AMD verwendet hierfür High Bandwidth Memory der zweiten Generation, der über 2048 Datenleitungen (2 Speicherstapel) mit der GPU verbunden ist und 410 beziehungsweise 484 GByte/s (Vega 56/64) erreicht. Das ist weniger als AMDs Vorgängerkarte Radeon R9 Fury X mit HBM1 (512 GByte/s), aber mehr als Nvidias GeForce GTX 1080 (320 GByte/s).

Mit einem kleinen Schalter wechselt man zwischen zwei VBios-Versionen. Version 2 lässt die Karte ein wenig sparsamer und langsamer arbeiten.

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Im DirectX-12-Benchmark 3DMark Timespy erreicht die Radeon RX Vega 64 6673 Punkte und kann damit die GeForce GTX 1080 knapp überholen (6596 Punkte). Die RX Vega 56 unterliegt laut diesem Benchmark dagegen knapp einer GTX 1070 (5673 zu 6016 Punkte). Die GeForce GTX 1080 Ti liegt in weiter Ferne (8231 Punkte). Ob man die Radeon RX Vega 64 im Balanced-Modus oder im Turbo-Modus mit erhöhtem Power-Target betreibt, hat nur minimale Auswirkungen auf die Punktzahl. Im OpenCL-Raytracer Luxmark rechnet selbst die kleine Radeon RX Vega 56 schneller als die GTX 1080 – hier können die Radeon-Karten von ihrer hohen theoretischen Rechenleistung profitieren.

In Spielen können sie ihre Rechenleistung jedoch nicht umsetzen. Besonders in der niedrigen Full-HD-Auflösung liegen die GeForce-Konkurrenzkarten vorn, wenn auch manchmal knapp. Mit zunehmender Auflösung schmilzt der Abstand zwischen RX Vega 64 und GTX 1080 – in Rise of the Tomb Raider und Mordors Schatten liegen beide etwa gleichauf. In optimierten Vulkan-Spielen haben die Vega-GPUs das Potential zum Überholen. Die Radeon RX Vega 56 kann in 4K manchmal mit einer GeForce GTX 1070 gleichziehen – bei Titeln wie GTA V und Dragon Age Inquisition liegt sie zurück. Bei manchen Spielen produziert sogar die Vorgängerkarte Radeon R9 Fury X eine ähnliche Bildrate.

Drei DisplayPort 1.4, ein HDMI 2.0.

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Die Leistungsaufnahme der Radeon-Karten liegt beim Spielen deutlich über jener der Nvidia-Konkurrenzkarten. Die Radeon RX Vega 64 schluckt beim Spielen durchschnittlich 280 Watt, unter Dauerlast bis zu 295 Watt (GeForce GTX 1080 Ti: 248 Watt). Dabei treten kurzzeitige Spitzen von bis zu 440 Watt auf. Der Vega 56 genügen derweil 213 Watt, im Turbo-Modus sind es bis zu 250 Watt. GeForce GTX 1070 und 1080 sind unter Last deutlich effizienter und kommen als Referenzexemplar mit höchstens 180 Watt aus. Im Leerlauf schlucken die Radeons rund 13 Watt und sind auch mit dem Radiallüfter angenehm leise.

Die Vega-Karten unterstützen wie die bisherigen Polaris-Karten aktuelle Display-Techniken wie HDMI 2.0 und DisplayPort 1.4 und unterstützen die adaptive Synchronisierungstechnik FreeSync. AMDs Partner werden in den kommenden Wochen Varianten mit eigenen Kühlsystemen und höheren Taktfrequenzen anbieten. AMD will außerdem eine besonders kompakte Nano-Variante nachschieben.

Den vollständigen Test der Radeon RX Vega 56 und 64 lesen Sie in c't-Ausgabe 19.

Radeon RX Vega 64 Radeon RX Vega 64 Liquid Cooled Edition Radeon RX Vega 56 Radeon R9 Fury X GeForce GTX 1080 GeForce GTX 1080 Ti
GPU Vega 10 Vega 10 Vega 10 Fiji GP104 GP102
Rechenblöcke 64 64 56 64 20 28
Shader-Rechenkerne 4096 4096 3584 4096 2560 3584
GPU-/Turbo-Takt 1247 / 1546 MHz 1406 / 1677 MHz 1156 / 1471 MHz 1050 MHz 1607 / 1733 MHz 1480 / 1582 MHz
Rechenleistung (SP) 12,66 TFlops 13,7 TFlops 10,5 TFlops 8,7 TFlops 8,87 TFlops 11,34 TFlops
Speicher 8 GByte HBM2 8 GByte HBM2 8 GByte HBM2 4 GByte HBM1 8 GByte GDDR5X 11 GByte GDDR5X
Datentransferrate 484 GByte/s 484 GByte/s 410 GByte/s 512 GByte/s 320 Gbyte/s 484 GByte/s
Display-Anschlüsse 3 x DP 1.4, HDMI 2.0b 3 x DP 1.4, HDMI 2.0b 3 x DP 1.4, HDMI 2.0b 3 x DP 1.2, HDMI 1.4a 3 x DP 1.4, HDMI 2.0b, DL-DVI 3 x DP 1.4, HDMI 2.0b, DL-DVI
TDP 295 Watt 345 Watt 210 Watt 275 Watt 180 Watt 250 Watt
Preis ab 500 Euro 700 Euro ~ 400 Euro 630 Euro 550 Euro 700 Euro

(mfi)