Architektur: Haus in acht Minuten

Eine britische Firma hat eine Technik entwickelt, mit der sich Fertighäuser in wenigen Minuten aufbauen lassen.

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Fertighaus mal (ganz) anders: Die kleinen Gebäude der britischen Ingenieursfirma Ten Fold Engineering sind transportabel und innerhalb von weniger als zehn Minuten auf beliebigen Grundstücken aufgebaut. Damit sollen Ferienhütten ebenso möglich sein wie ganz normale Wohnsitze oder Notunterkünfte. "Nahezu unendliche Anwendungsmöglichkeiten" seien das, behauptet die Firma.

Das Ten-Fold-Design nutzt ein Verfahren, bei dem ein patentiertes Hebelsystem die Seitenteile wie bei einem Teleskop aus der wenige Quadratmeter großen Grundfläche ausklappt – mithilfe von Winden. Zur Fixierung müssen Häuslebauer nur noch zu einem Akkuschrauber greifen, auch der Boden wird ausgeklappt. Ein aufwendiges Fundament wird nicht benötigt.

Wasser- und Stromanschlüsse werden wie bei Campingwagen hergestellt, alternativ kann das Haus allerdings auch mit Abwasserreinigung ausgeliefert werden, um gänzlich autark zu werden. Auf Wunsch werden die Häuser sogar mit integrierten Möbeln ausgestattet, die jeweils ebenfalls über Klappmechaniken verfügen. Firmenchef David Martyn hofft, mit seinem System die Wohnungsnot in seiner Heimat lindern zu können. Die steigenden Grundstückspreise ließen sich besser verkraften, wenn Eigenheimbesitzer ihr Zuhause künftig von Grundstück zu Grundstück mitnehmen könnten, meint er.

Das Aufklapphaus lässt sich auch auf einem Wohnmobil platzieren.

(Bild: Ten Fold Engineering)

Das erste "Pop-up Home" mit Flachdach und einer Etage ist knapp 65 Quadratmeter groß und soll 110.000 Euro kosten – günstiger wird es erst mit einer echten Massenproduktion. Das Chassis besteht aus massivem Stahl. Es ist laut Hersteller leicht genug, um auf einem Tieflader transportiert zu werden.

Beim Aufbau hilft dann später die Schwerkraft. Die Entfaltung soll so erfolgen, dass es beim Bautrupp nicht zu Verletzungen kommen kann. "Zwar ist der Aufbau schnell, die mechanischen Hebel bewegen sich aber sehr langsam", so die Macher.

Die klassische Variante als Trailer.

(Bild: Ten Fold Engineering)

Ein unerwünschtes automatisches Einklappen nach dem Aufbau ist ebenfalls unmöglich. Auch Wegblasen kann das Fertiggebäude nicht: Die erste Version aus Stahl wiegt mit den Panels über 20 Tonnen. Naturkräfte könnten das "Pop-up Home" schon aufgrund seiner Bauweise nur wenig anhaben, versichern die Produzenten.

Das Ten-Fold-Haus ist isoliert, die einzelnen Wände, Dächer und Böden sind mit 70 bis 120 Millimeter dicken Panels ausgestattet, die die Wärme- und Kälteverteilung optimieren. Wärmebrücken, ein Problem vieler Containerbauten, seien durch die Verarbeitung nahezu ausgeschlossen.

Tenfold-Haus im Einfamilienlook.

(Bild: Ten Fold Engineering)

Sanitäreinrichtungen werden direkt im Haus mitgeliefert oder als Zusatzmodule angeboten. Küchen lassen sich "dynamisch" oder fest installieren. Wärme und Strom kommen aus dem regulären Netz oder lassen sich mittels Solarpanel erzeugen. Platz für Speicherbatterien soll ausreichend vorhanden sein. Wer es rustikal mag, kann auch einen Holzofen einbauen lassen. "Wir begrüßen alle Formen von Technik", so die Macher, die das Haus als "Technikplattform" sehen. (bsc)