Studie: Unterwanderung des Hansa Market verunsicherte Darknet-Händler

Statt den Darknet-Marktplatz Hansa Market zu schließen, nachdem sie die Gründer geschnappt hatten, ließen Ermittler ihn offen und sammelten Daten zu den Händlern. Als das bekannt wurde, reagierten Darknet-Anbieter regelrecht panisch, zeigt eine Analyse.

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Studie: Vorgehen gegen Hansa Market verunsicherte Darknet-Händler
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Das Vorgehen von Strafverfolgern gegen den Darknet-Marktplatz Hansa Market hat in der Szene für ungewöhnlich große Verunsicherung gesorgt. Zu diesem Schluss kommen Forscher der Niederländischen Organisation für Angewandte Naturwissenschaftliche Forschung (TNO) in einer Studie zum Darknet-Handelsplatz Dream Market. Anders als nach früheren Schließungen solcher Handelsportale für illegale Güter hätten dorthin zugewanderte Anbieter nach dem Ende von Hansa Market für die neue Plattform ihren PGP-Schlüssel oder beziehungsweise und ihren Nutzernamen geändert. Nach solch einem Schritt fangen sie quasi von Null an, müssen sie sich doch wieder das Vertrauen der Käufer erarbeiten. Er werde also nur unternommen, wenn er absolut notwendig erscheint.

Hansa Market war Ende Juli vom Netz genommen worden, Wochen nachdem mit Alphabay ein anderer Darknet-Marktplatz offline gegangen war. Wie die Ermittler damals bekanntgegeben hatten, war die Serverinfrastruktur von Hansa Market schon vorher übernommen worden, so dass jede Aktivität dort verfolgt werden konnte. Als der Gründer von Alphabay festgenommen und sein Marktplatz stillgelegt worden war, waren Anbieter von dort zu Hansa Market abgewandert, wo ihre Aktivitäten verfolgt wurden. Den Ermittlern gingen also viele Händler ins Netz, die sich nach dem Ende von Alphabay eine neue Plattform gesucht hatten. Die Ermittler hatten das erwartet, da solch eine Abwanderung von einem Darknet-Handelsplatz zum nächsten nichts Neues ist und auch schon früher beobachtet worden war.

Nachdem dann aber bekannt wurde, dass Hansa Market von Ermittlern kompromittiert war, änderten die Anbieter ihr Vorgehen, wie TNO erläutert. Die Zahl der Nutzer, die erkennbar von dort auf den schon länger existierenden und sich nun als Alternative etablierenden Handelsplatz Dream Market abwanderten, blieb äußerst gering. Stattdessen tauchten dort immer mehr komplett neue Anbieter auf. Das deute darauf hin, dass das Vorgehen der Polizei Panik geschürt und die Anbieter verunsichert habe. Die hätten ihre etablierten Identitäten aufgegeben. Auch wenn die Zahl der Händler bei Dream Market trotzdem deutlich gestiegen sei und wieder ein Darknet-Marktplatz durch den nächsten ersetzt wurde, könne diese Verunsicherung als merklicher Erfolg für die Strafverfolger gewertet werden. (mho)