Hamburg schreibt Auftrag für Elektrobusse aus – Testphase vorbei

Bislang fehlten noch serienreife Fahrzeuge, doch nun wird es ernst: Hamburg stellt seinen Nahverkehr auf Elektrobusse um. Andere Städte sind hochgradig interessiert und ziehen mit. Ein neuer Zukunftsmarkt für die Hersteller zeichnet sich ab.

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Hamburg schreibt Auftrag für Elektrobusse aus – Testphase vorbei

(Bild: Hochbahn)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Eckart Gienke
  • dpa
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Nach einer Testphase beginnt Hamburg mit der Umstellung des öffentlichen Nahverkehrs von Diesel- auf Elektrobusse. Seit einigen Tagen läuft eine offizielle Ausschreibung für zunächst 30 Batteriebusse, die vermutlich ab 2019 in die Hamburger Flotte integriert werden, wie die Hamburger Hochbahn (HHA) am Montag in der Hansestadt mitteilte. Bis zum November haben die Hersteller Zeit, ein Angebot abzugeben, mit einer Option für 30 weitere Busse 2020. "Die Zeit des Testens ist vorbei", sagte Hochbahn-Chef Henrik Falk. Er erwarte, dass die Industrie ab Anfang 2019 serienreife Fahrzeuge anbieten könne.

Hamburg hatte bereits vor einem Jahr angekündigt, ab 2020 nur noch Busse ohne Emissionen anzuschaffen. Bis Anfang der 30er Jahre soll der gesamte öffentliche Busverkehr mit insgesamt 1500 Bussen der HHA und der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) auf E-Mobilität umgestellt sein. Auf der zehn Kilometer langen "Innovationsline 109" hat die HHA bereits seit Dezember 2014 verschiedene innovative Antriebstechnik an Prototypen im Echtbetrieb ausprobiert und damit Erfahrungen gesammelt. "Bis Mitte der 20er Jahre werden wir wissen, welche Technologie sich durchsetzt", sagte Falk. Wahrscheinlich werde es der batteriebetriebene Elektrobus sein.

Bei der Beschaffung von E-Bussen haben sich mehrere große Anbieter von Nahverkehrsleistungen in Deutschland zusammengeschlossen, um gemeinsam ihre Anforderungen an die Industrie zu formulieren und Standards auszuarbeiten. Zum Beispiel: Die Busse in der ersten Ausschreibungsrunde sollen 150 Kilometer Reichweite haben, inklusive Heizung oder Klimaanlage. Für die nächsten 30 Busse wird die Latte schon ein Stück höher gelegt, sie müssen 200 Kilometer schaffen und sind damit auf mehr Linienstrecken einsetzbar.

Beteiligt sind die Nahverkehrsunternehmen in Berlin, wo neben Hamburg die meisten Busse fahren, aber auch Städte wie München, Stuttgart, Köln und Bremen sind dabei oder haben Interesse signalisiert. "Es geht um die Zukunft des gesamten Marktes, nicht nur in Hamburg, sondern in Europa und auf der ganzen Welt", sagte Falk. "Es winken Aufträge in Milliardenhöhe." Entsprechend hoch sei das Interesse der Hersteller. Große Busproduzenten sind zum Beispiel Mercedes, Volvo, MAN, Neoplan, Scania und Iveco. Aber auch Hersteller aus der Türkei und China mischen mit.

Wie teuer die Umstellung wird, lässt sich noch nicht zuverlässig sagen, weil die Preise für Serienfahrzeuge noch nicht bekannt sind. Die bislang getesteten Prototypen kosteten bis zu 800.000 Euro, gegenüber 250.000 bis 300.000 Euro für einen Dieselbus. Falk erwartet, dass sich die Kosten auf einem wettbewerbsfähigen Niveau angleichen. Teuer wird allerdings der Umbau der Infrastruktur und der Betriebshöfe der Hochbahn, die auf das Laden von E-Bussen umgestellt werden müssen. Hier rechnet die Hochbahn mit Investitionen von 400 Millionen Euro – und hofft auf Zuschüsse des Bundes für die Kommunen.

Das Hamburger Stromnetz müsste für den Ausbau der Bus-Mobilität etwas ertüchtigt werden. Der größte geplante Betriebshof in der City Nord soll in der Endausbau-Stufe bis zu 240 E-Busse gleichzeitig laden können und benötigt so viel Energie wie eine Kleinstadt mit 40.000 Einwohnern. Das Netz der bislang acht Betriebshöfe der Hochbahn und ihrer Tochtergesellschaften soll entsprechend der wachsenden E-Bus-Flotte umgerüstet und möglicherweise ergänzt werden. (mho)