iPod touch: Apples iOS-Stiefkind wird zehn

Der einzige offiziell noch verfügbare iPod feiert einen runden Geburtstag. Sechs Generationen hat der iPod touch schon geseheh, wirklich zu lieben scheint ihn Apple aber nicht mehr.

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iPod touch: Apples iOS-Stiefkind wird zehn

Spiele wie dieses gab es auf dem iPod touch ab 2008 – denn erst dann öffnete Apple seine Plattform mit dem App Store für Software von Dritten.

(Bild: Apple)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Als Apple-Chef Steve Jobs am 5. September 2007 in San Francisco den iPod touch vorstellte, startete iOS – das damals noch nicht iOS hieß – erst richtig durch. Im Sommer hatte das Unternehmen erfolgreich das iPhone in den USA eingeführt und anschließend innerhalb von 74 Tagen gleich eine Million Stück abgesetzt. Doch nicht jeder konnte sich ein iPhone – insbesondere auch den dafür notwendigen Internet-fähigen Mobilfunkvertrag – leisten. Zudem wirkte die iPod-Produktlinie mit ihrem Clickwheel und ihrer nicht berührungsempfindlichen Oberfläche nunmehr leidlich angestaubt. Apples Lösung: Der iPod touch, eine Art iPhone ohne Mobilfunkteil.

Auf dem Multitouch-Gerät mit 3,5-Zoll-Display lief die vom iPhone bekannte Software, es gab, bis auf SMS- und Telefonfunktion sowie die Kamera, fast alle wichtigen Funktionen des großen Smartphone-Bruders. Per WLAN konnte man mit dem iPod touch ins Netz gehen und mittels Safari genauso schön surfen wie auf dem iPhone, was damals eine Offenbarung war – existierten doch zuvor keine wirklich vernünftigen Mobilbrowser. Preislich ging es für ein Modell mit 8 GByte Speicherplatz bei 300 US-Dollar los, eine Variante mit 16 GByte kam für 400 Dollar in den Handel (wie üblich schlug Apple beim Euro-Preis drauf).

Der iPod touch entwickelte sich zu einer Art iPhone-Einstiegsdroge und brachte die iPod-Produktlinie in ein modernes Zeitalter. Nutzer konnten nicht nur Musik anhören und Videos im Breitbildformat anschauen, sondern sich auch direkt Songs auf das Gerät laden – mit Hilfe des iTunes WiFi Store, der Zugriff auf Apples Online-Musikladen per WLAN erlaubte. Eine YouTube-App gab es natürlich auch, entwickelt (noch) von Apple. Apples Kurznachrichtendienst iMessage oder herunterladbare Apps waren 2007 dagegen noch nicht verfügbar.

Letztere kamen erst im Sommer 2008 mit dem App Store auch auf den iPod touch. Seither vermarktet Apple das Gerät zunehmend als kleine Spielkiste, die sich auch für den Nachwuchs eignete, dem man ein teures iPhone nicht in die Hand drücken wollte. Das iPad kam ja erst im Jahr 2010 auf den Markt.

iPod touch der sechsten Generation (5 Bilder)

(Bild: Apple)

Seit dem ersten iPod touch hat Apple insgesamt fünf weitere Generation auf den Markt gebracht, deren Hardware sich jeweils an iPhones orientierte – wenn auch etwas abgespeckt. Lief die erste Generation noch mit einem 412 MHz schnellen ARM-Chip, arbeitet die sechste Generation, im Juli 2015 vorgestellt, mit einem 1,1 GHz schnellen ARM-basierten Apple-A8-Chip mit zwei Kernen.

Eine 8-Megapixel-iSight-Kamera verspricht recht ordentliche Fotos (auf dem Stand von 2015) und man kann den iPod touch in sechs Farben mit 32 GByte oder 128 GByte kaufen – für 230 beziehungsweise 340 Euro. Die Hardware ist nun das allerletzte iPod-Modell, das Apple überhaupt noch anbietet. Die letzten verfügbaren klassische iPods, der iPod shuffle und der iPod nano, wurden gerade erst Ende Juli vom Markt genommen.

Ob Apple den iPod touch weiterpflegt, ist unklar – er ist zum Stiefkind des jedes Jahr aktualisierten iPhone geworden. Immerhin wurden dieses Jahr die Preise leicht gesenkt, was für eine derart angestaubte Technik auch angemessen war. (bsc)