BKA: Höhere Löschquote bei Kinderpornografie aus dem Netz

2016 stieg die Löschquote bei Hinweisen auf kinderpornografische Inhalte, die das BKA an Kontaktstellen im Ausland weitergeleitet hat, wieder an. Nur sehr wenige beanstandete Links führten ins Tor-Netzwerk.

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Löschen statt Sperren: BKA bekommt im Ausland mehr Kinderpornografie aus dem Netz
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Das seit 2010 vom Bundeskriminalamt (BKA) verfolgte Verfahren "Löschen statt Sperren" im Kampf gegen Kinderpornografie im Internet war 2016 im Ausland wieder erfolgreicher. Nach vier Wochen waren 92 Prozent der Fundstellen für Inhalte zu sexuellem Kindesmissbrauch im Web beziehungsweise 1523 einschlägige URLs gelöscht, die die Polizeibehörde über die Bund-Länder-Stelle jugendschutz.net etwa an den internationalen Providerverbund Inhope weitergeleitet hatte. 2015 lag der Anteil nur bei 81 Prozent. Die Löschquote erreicht damit in etwa wieder auf dem Niveau von 2014, als sie 91 Prozent betrug.

Nach einer Woche waren im vorigen Jahr 62 Prozent der inkriminierten Inhalte nicht mehr zugänglich. Auch hier ist ein deutliches Plus gegenüber 55 Prozent 2015 zu verzeichnen, auch wenn die Quote 2014 mit 68 Prozent noch höher lag. Die Zahlen stammen aus Jahresbericht 2016 des Bundesjustizministeriums und des Innenressorts über das Löschen von Kinderpornografie, den das Bundeskabinett am Mittwoch angenommen hat. Die Bundesregierung bewertet die statistische Entwicklung im Ausland demnach "deutlich positiver" im Vergleich zum Vorjahr.

Insgesamt erfasste das BKA 2016 im In- und Ausland 2721 Hinweise auf Kinderpornografie im Web, während es im Vorjahr noch 3064 waren. 92 Prozent aller einschlägigen Informationen erhielt die Polizeibehörde von den Beschwerdestellen des Providerverbands eco und der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM). Lediglich ein Prozent stammte von Privatpersonen, während dieser Anteil 2015 noch bei zwei Prozent gelegen hatte.

34 Hinweise konnte das BKA im vorigen Jahr gar nicht "mit einer Löschaufforderung" an Zugangsanbieter im Inland oder Kooperationspartner im Ausland weiterleiten. In 16 Fällen davon handelte es sich laut dem Bericht um eine Adresse im Anonymisierungsnetzwerk Tor, "wodurch der jeweilige Serverstandort verborgen war". Ein physikalischer Serverstandort sei über diesen Dienst nicht zu ermitteln. 2015 waren es noch 22 Fundstellen in Tor gewesen, 2014 erst eine. 18 Mal konnten im aktuell behandelten Zeitraum URLs nicht an ausländische Partner übersandt werden, da in den einschlägigen Staaten etwa die Todesstrafe für Sexualdelikte verhängt wird.

So verblieben 2687 Fundstellen, von denen sich 1661 beziehungsweise 62 Prozent aufs Ausland und 1026 auf inländische Server verteilten. Die Löschquote war im Bereich der Bundesrepublik mit 95 Prozent nach einer Woche und 70 Prozent nach zwei Tagen wieder höher als im Ausland.

Rund ein Drittel der ausländischen Webseiten mit Bildern oder Videos zu sexuellem Kindesmissbrauch stammten wieder aus den USA, es folgten die Niederlande mit 8,3 und Russland mit 7,9 Prozent. An dieser Rangfolge veränderte sich nichts gegenüber 2015. Generell sieht das Kabinett das Konzept Löschen statt Sperren weiter als wirkungsvoll an. (mho)