Facebook: Russische Fake-Accounts schalteten Werbung im US-Wahlkampf

Facebook hat Hunderte Konten und Seiten gesperrt, die im US-Wahlkampf politische Werbung auf Facebook bestellt hatten. Sie sollen falsche Identitätsangaben haben und gemeinsam aus Russland gesteuert worden sein.

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Je zwei Fahnen der USA und Russlands

(Bild: kremlin.ru CC BY 4.0 (Ausschnitt))

Lesezeit: 3 Min.

Im April hatte Facebook erstmals zugegeben, dass das soziale Netzwerk zur organisierten Meinungsmache benutzt wird. Auf das heiße Thema russischer Einmischung in den jüngsten US-Wahlkampf ginge Facebook damals nicht ein. Das hat sich am Mittwoch geändert: Laut Facebooks Sicherheitschef Alex Stamos wurden nun Hunderte Facebook-Accounts und -Seiten mit Russland-Bezug und gefälschten Identitäten entdeckt, die in den USA gezielt politische Werbung geschaltet haben.

Vor gut 5 Jahren ist Facebook an die Börse gegangen.

(Bild: ProducerMatthew CC BY-SA 3.0)

Das wäre illegal, denn nach US-Recht ist es Ausländern verboten, zu versuchen, mit Geld US-Wahlen zu beeinflussen. Stamos gibt an, dass Facebook nun 470 Konten und Seiten stillgelegt hat. Dabei beruft er sich allerdings auf die Nutzungsbedingungen, die falsche Identitätsangaben nicht gestatten.

Über diese 470 Konten und Seiten waren von Juni 2015 bis Mai 2017 etwa 3.000 Anzeigen zu einem Gesamtpreis von etwa 100.000 US-Dollar (aktuell rund 85.000 Euro) bestellt worden. "Unser Analyseergebnis legt nahe, dass diese Konten und Seiten mit einander verbunden waren und wahrscheinlich von Russland aus gesteuert wurden", schreibt Stamos.

Diese Reklame soll aber nur selten direkt den US-Präsidentschaftswahlkampf oder einen bestimmten Wahlwerber erwähnt haben. Vielmehr hätten sie sich in der Regel auf heiß umfehdete Themen "von Rechten für Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transsexuelle, über Rassen[diskriminierung] und Einwanderung bis zum Recht, Schusswaffen zu tragen" konzentriert.

Auffallend ist, dass etwa ein Viertel der Anzeigen nur für bestimmte Orte in den USA bestellt wurde. Das befeuert in dem Land die politische Diskussion, ob die russischen Reklamekäufer dabei Anweisungen oder Hilfestellungen aus den USA selbst erhalten haben.

Bestellungsurkunde Special Counsel Robert S. Mueller, III

Darüber hinaus fand Facebooks Untersuchung weitere Konten mit "sehr schwachen" Hinweisen auf einen Zusammenhang mit der erstgenannten Gruppe. Dazu gehörten beispielsweise Nutzer mit russischer Spracheinstellung, die von einer US-IP-Adresse aus politische US-Werbung geschaltet haben. Solche User, "die nicht unbedingt Regeln oder Gesetze gebrochen haben", hätten etwa 50.000 US-Dollar für 2.200 weitere Anzeigen ausgegeben.

Der Zeitpunkt von Stamos' Veröffentlichung ist wohl nicht zufällig gewählt. Am Mittwoch sagten Facebook-Mitarbeiter vor den Geheimdienstausschüssen sowohl des Unter- als auch des Oberhauses der USA aus. Diese Ausschüsse untersuchen bereits seit einiger Zeit die mögliche Einmischung Russlands in den US-Wahlkampf. Außerdem kooperiert Facebook mit Sonderermittler Robert Müller. Seine Aufgabe ist es, "die Anstrengungen der russischen Regierung zur Einmischung in die US-Präsidentenwahl 2016" zu untersuchen, wie es in seiner Bestellungsurkunde heißt. (ds)