Finanzstaatssekretär Spahn: "Die Blockchain wird massiv die Welt verändern"

Bei Bitcoin und anderen Online-Währungen wittert CDU-Jungstar Jens Spahn zwar eine übertriebene Goldgräberstimmung, doch die dahinter stehende Basistechnik Blockchain hält er für ziemlich revolutionär. Eine Beraterin bittet um Regulierung des Sektors.

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Finanzstaatssekretär: "Die Blockchain wird massiv die Welt verändern"

Jens Spahn, Moderator Cherno Jobatey und Shermin Voshmgir

(Bild: Stefan Krempl)

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"Steckt noch Kaufkraft dahinter oder eine Goldgräberstimmung?", fragt sich der parlamentarische Finanzstaatssekretär Jens Spahn mit Blick auf die Höhenflüge bei Bitcoin und anderen Kryptowährungen. In diesem Bereich gebe es "immer mehr Hype", Anleger sowie Spekulanten befänden sich im "Hochrisiko", erklärte der aufstrebende CDU-Politiker am Montag beim "UdL Digital Talk" im Telefónica Basecamp in Berlin zum Thema "Gesellschaft ohne Geld?". Die dahinter steckende Blockchain-Technik gehe aber viel weiter und werde "massiv die Welt verändern".

Beeinflusst werden durch das digitale Register laut Spahn alle Bereiche, "wo Intermediäre dazwischen sind". Wenn letztere bei Transaktionen wegfielen, macht dies seiner Ansicht nach "das Leben einfacher". Dies werde in einigen Kreisen als revolutionär gehandelt. Vorstellbar sei damit etwa "Geld ohne einen menschlichen Besitzer": Eine Solaranlage könnte beispielsweise künftig selbst durch Stromeinspeisung Geld verdienen und Handwerker rufen, um gewartet zu werden. Eine Antwort müsse dabei nur noch gefunden werden auf die Frage, was dabei von wem versteuert werde.

Für den Großteil der Bevölkerung dürfte die Blockchain aber noch gar kein Begriff sein, schätzt der Christdemokrat. Auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) frage ihn immer mal wieder: "Was is'n das?". Er versuche dann zu erklären, dass es darum gehe, Buchführung dezentral und revisionssicher zu machen für nahezu alle Fälle von Übertragungen, worüber sich der Finanzbeamte zunächst freue.

Persönlich spannend fände es der Fintech-Beauftragte der Bundesregierung, der jüngst wegen einer staatlich geförderten finanziellen Beteiligung an einem Steuersoftware-Startup in die Kritik geriet, mit der Blockchain "Grundbuchämter überflüssig zu machen". Das sei "Disruption", auch wenn er damit "gleich die ganze Notariatsszene am Wickel" hätte. Ebenso könnte er sich vorstellen, die Melderegister für ein Pilotprojekt mit der verteilten Datenbanktechnik zu öffnen, meinte der Politiker. Dies wäre eventuell auch ein Schritt, um Deutschland bei der digitalen Verwaltung aus dem Rückstand "weltweit nach vorne zu katapultieren".

Dass "wir wahnsinnig viel Wissen rund um Blockchain in Berlin haben", hat sich Spahn nach eigener Darstellung erst vor Kurzem mitgeteilt, als er auf einschlägige Startups hingewiesen worden sei. Würden dort ausgetüftelte Geschäftsmodelle erfolgreich, dürfte etwa auch die Caritas bald überflüssig werden. Jeder könne dann selbst über sein Online-Konto bestimmen, "dass eine Glühbirne im Slum von Indien die nächsten fünf Jahre brennt". Noch herrsche gerade in der Hauptstadt aber das Zahlen mit Bargeld vor: Es sei eines "der Berliner Probleme", dass man selbst bei Restaurants in Mitte nicht mit Karte zahlen könne: "Das finde ich befremdlich."