Bildungsstudie: Deutsche Unis Spitze bei MINT-Absolventen, Nachholbedarf bei Grundschülern

Ein internationaler Vergleich offenbart Licht und Schatten in der deutschen Bildung: Die Regierung bejubelt den Ansturm auf zukunftsträchtige Studiengänge. Die Opposition beklagt die Unterfinanzierung der Grundschulen.

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(Bild: dpa, Nicolas Armer)

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  • dpa

Bei der Ausbildung in den zukunftsträchtigen MINT-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik belegen Deutschlands Hochschulen einen Spitzenplatz. Der Anteil der Absolventen in diesen Studienfächern liegt in der Bundesrepublik bei 37 Prozent und damit so hoch wie in keinem anderen Industriestaat. Das geht aus der jährlichen Vergleichsstudie hervor, die die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Dienstag in Berlin veröffentlicht hat. Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) sieht sich durch das Ergebnis bestätigt. Sie sprach von "guten Nachrichten für das Hightechland Deutschland".

In anderen Punkten zeigt der Bericht allerdings auch erheblichen Nachholbedarf. Während die 35 OECD-Staaten im Durchschnitt 5,2 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Bildung ausgeben, kommt Deutschland auf gerade einmal 4,3 Prozent. Dieser Unterschied sei seit einem Jahrzehnt konstant und stehe für eine Differenz von rund 30 Milliarden Euro pro Jahr, erklärte Heino von Meyer, der Leiter des Berliner OECD-Zentrums. Diesen Unterschied bekommen unter anderem die deutschen Grundschulen zu spüren, denn mit jährlichen Ausgaben von umgerechnet 8546 US-Dollar pro Grundschüler liegt Deutschland unter dem OECD-Schnitt von 8733 Dollar.

Die Bildungsgewerkschaft GEW bezeichnete dies als "Armutszeugnis für ein so reiches Land". Der Grünen-Bildungsexperte Kai Gehring ergänzte: "Gewaltige Steuerüberschüsse und unterfinanzierte Bildungseinrichtungen passen nicht zusammen." CDU/CSU-Fraktionsvize Michael Kretschmer (CDU) betonte hingegen: "Wer den Bildungsstandort Deutschland jetzt schlechtredet, wird von den OECD-Zahlen eines Besseren belehrt."

Tatsächlich hält der Bericht positive Aspekte für Deutschland bereit: So stieg der Anteil der Studienanfänger eines Jahrgangs zwischen 2005 und 2015 von 43 auf 63 Prozent und damit so stark wie in keinem anderen Industriestaat. "Deutschlands wichtigster Rohstoff ist die Kompetenz seiner Bürger", betonte von Meyer. Angesichts solcher Zahlen vor einer Akademikerschwemme zu warnen, sei daher abwegig.

In anderen Bereichen diagnostiziert die Studie hingegen Stagnation in Deutschland. Erheblichen Nachholbedarf sieht OECD-Bildungsforscher Andreas Schleicher etwa bei der Weiterbildung von Erwachsenen und bei der sogenannten sozialen Mobilität. Der Anteil der Hochschulabsolventen, deren Eltern keinen entsprechenden Abschluss haben, stagniert nämlich seit Jahren unterhalb der 15-Prozent-Marke.

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(axk)