Studie: Facebooks Fakten-Check ist nahezu sinnlos

Seit einer Weile markiert Facebook in den USA "umstrittene Inhalte" und Falschmeldungen. Doch was bringt diese Kennzeichnung? Nicht viel, sagen jetzt Forscher der Yale-Universität in einer Studie.

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Facebook

(Bild: dpa, Soeren Stache)

Lesezeit: 3 Min.

Im Kampf gegen Falschmeldungen arbeitet Facebook in den USA mit externen Recherche-Organisationen zusammen. Sie überprüfen umstrittene Inhalte auf Facebook, die etwa von Mitgliedern gemeldet wurden. Wenn mindestens zwei Organisationen glauben, dass es sich bei einem Beitrag um eine Falschmeldung handelt, markiert Facebook diesen mit einem "Disputed"-Tag (umstritten). Zu lesen ist dann der Hinweis: "Disputed by third party fact-checkers". Eine Studie der renommierten Yale-Universität zeigt nun aber, dass die Kennzeichnung nicht viel nützt.

Die Autoren der Studie schreiben, dass die Kennzeichnung von Falschmeldungen auf Facebook nur eine kleine Auswirkung darauf habe, ob die Nutzer einen Beitrag als wahr beurteilten. Insgesamt sei es durch die Tags nur 3,7 Prozentpunkte wahrscheinlicher geworden, dass Nutzer falsche Schlagzeilen auch als falsch beurteilen. In manchen befragten Gruppen stieg durch die Tags sogar die Wahrscheinlichkeit, dass sie eine Falschmeldung glaubten – das betraf vor allem die Nutzer unter 26 Jahren sowie Trump-Unterstützer.

Das Problem ist die schiere Menge der "Fake News" auf Facebook: Die Faktenprüfer können unmöglich alle Beiträge überprüfen, sodass nicht sämtliche Falschmeldungen als solche gekennzeichnet sind. Laut der Studie führe das dazu, dass die jungen Nutzer und Trump-Unterstützer unmarkierte Meldungen eher glaubten als andere Gruppen. Facebook solle deshalb den Nutzern deutlicher erklären, dass nicht alle Falschmeldungen gekennzeichnet sind.

Wenn externe Faktenprüfer einen Beitrag auf Facebook als Falschmeldung einstufen, markiert es das Netzwerk als "Disputed" (umstritten).

(Bild: Facebook)

Für die Studie sind mehr als 7.500 Teilnehmer befragt worden. Die Wissenschaftler konfrontierten sie mit 24 Schlagzeilen, von denen 12 erfunden waren. Sie stammen von echten Facebook-Beiträgen aus den Jahren 2016 und 2017. Die Teilnehmer mussten dann die Glaubwürdigkeit jeder Schlagzeile bewerten. Eine Kontrollgruppe bewertete die Schlagzeilen ohne "Disputed"-Kennzeichnung; in einer weiteren Befragungsrunde markierten die Wissenschaftler 6 der 12 Fake News mit dem "Disputed"-Tag und untersuchten die Auswirkungen in den verschiedenen Nutzergruppen. Die Ergebnisse veröffentlichten die Autoren in der Studie "Assessing the Effect of 'Disputed' Warnings and Source Salience on Perceptions of Fake News Accuracy".

Die Wissenschaftler schreiben, dass die Tags der Faktenprüfer keine großen Auswirkungen haben. "All diese Effekte sind winzig", sagte Psychologe David Rand gegenüber Politico. "Es reicht bei weitem nicht aus, um dieses Problem zu lösen." Als Reaktion auf die Studie kritisierte ein Sprecher von Facebook die Methodik der Studie: So sei die Befragung mittels Internet-Umfrage durchgeführt worden und nicht direkt auf der Facebook-Plattform. David Rand gibt zu, dass dieser Umstand tatsächlich "eine Beschränkung" gewesen sei. Die Antworten seien dennoch repräsentativ.

Der Facebook-Sprecher erklärte zudem, dass die "Disputed"-Tags nur ein kleiner Teil dessen sei, was das Unternehmen gegen Falschmeldungen unternimmt. Jüngst hatte Facebook etwa finanzielle Anreize für die Verbreitung von Fake News minimiert: Seitenbetreiber, die wiederholt "angezweifelte Inhalte" verbreiten, dürfen keine Werbeanzeigen mehr im sozialen Netzwerk schalten. Die ergriffenen Maßnahmen hätten ihre Wirkung gezeigt, erklärte Facebook weiter. Daten gibt das Unternehmen aber nicht heraus, was wiederum die Faktenprüfer frustriert hatte. Mit Veröffentlichung der Studie hoffen sie nun, dass ihnen Facebook doch noch Zugang zu internen Daten gewährt. (dbe)