Apple-Softwarechef: Keine Angst vor Face ID

Eventuelle "Unsicherheiten" bezüglich der neuen Gesichtserkennungstechnik würden "wegschmelzen", sobald die Kunden ihr iPhone X nutzen könnten, behauptet Craig Federighi. "Sie denken dann gar nicht mehr darüber nach."

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Craig Federighi

Craig Federighi ist unter anderem für iOS und macOS verantwortlich.

(Bild: dpa, John G. Mabanglo)

Lesezeit: 3 Min.
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Apples Senior Vice President of Software Engineering, Craig Federighi, hat sich in zwei Interviews mit dem IT-Blog TechCrunch sowie dem Podcast The Talk Show von Apple-Blogger John Gruber über den praktischen Einsatz von Apples neuer Gesichtserkennungstechnik Face ID im iPhone X geäußert.

Der Softwarechef versuchte, Bedenken zu zerstreuen, dass es zu Problemen kommen könnte. "Wir können es nicht abwarten, dass die Kunden endlich [die Geräte] in die Hände bekommen. Auch bei Touch ID dachten die Leute anfänglich, dass Apple etwas gemacht habe, das überhaupt nicht funktioniert und das die Nutzer nicht verwenden würden." Nun seien alle besorgt, dass sie sich ein Leben ohne Touch ID nicht mehr vorstellen könnten. "Das wird genauso mit Face ID laufen." Eventuelle "Unsicherheiten" würden "einfach wegschmelzen", weil Face ID normalerweise "einfach funktioniere" – weshalb ihn auch der "Face ID Fail" so geschockt habe, der bei Apples Veranstaltung am Dienstag aufgetreten war.

So sehr er Touch ID auch möge, Face ID sei "so viel besser". Es sei "die Zukunft der biometrischen Authentifizierung". In manchen Fällen seien allerdings Kombinationen biometrischer Verfahren sinnvoll. Face ID sei "unglaublich verlässlich" und "sehr schnell", das auch mit einem (offenen) Helm oder einem Schal über dem Mund funktioniert. "Wenn man ein Chirurg oder jemand ist, bei dem ein Kleidungsstück das Gesicht bedeckt, funktioniert es natürlich nicht." Face ID funktionierte aus verschiedenen Winkeln und abständen, wenn man das Gerät "natürlich" vor das Gesicht halte.

Federighi betonte, dass Apple selbst keinerlei Face-ID-Daten erhalte, sie würden allesamt auf dem Gerät gespeichert – ohne Upload in die Cloud. Auch die Anpassungen des Gesichtsmodells, die Face ID automatisch erledigt, wenn man sich etwa einen Bart wachsen lässt, bleiben auf dem iPhone X. Auch Trainingsdaten landeten nicht auf Apples Servern. Sollten Polizeibehörden Informationen verlangen, könne Apple diese nicht liefern. Auf dem Gerät liege ein mathematisches Modell im sicheren "Secure Enclave"-Bereich. Aus diesen lasse sich das Gesichts nicht rekonstruieren. Entwickler anderer Apps haben auch keinen Zugriff. Face ID schaltet sich ab, wenn es fünf Mal ein falsches Gesicht erkennt.

Wenn Face ID 48 Stunden lang nicht verwendet wird, erfolgt ebenfalls eine Abschaltung, genauso wie bei einem Reboot – dann wird der Passcode fällig. Hat man einen Passcode 6,5 Tage nicht verwendet und Face ID wurde in den letzten vier Stunden nicht verwendet, schaltet sich die Gesichtserkennung ebenfalls ab. Im Diebstahlfall muss man alle Seitenknöpfe des iPhone X gleichzeitig drücken, um Face ID zu deaktivieren. Dabei macht das iPhone X derzeit noch einen Screenshot, was Apple aber bald deaktivieren will.

Unterdessen wurde bekannt, dass Apple vermutlich schon vor einem Jahr die Entscheidung getroffen hat, künftig statt auf den Fingerabdrucksensor Touch ID auf Face ID zu setzen. Touch ID direkt unter dem Bildschirm beim iPhone X sei nur ein "Plan B" gewesen, schreibt Apple Blogger John Gruber unter Berufung auf Personen bei Apple.

Die Versuche, Touch ID in den Bildschirm zu integrieren, seien nicht gestoppt worden, weil es technisch unmöglich gewesen wäre, sondern weil sie dachten, dass es nicht notwendig sei. Allerdings soll es auch keine funktionierende Touch-ID-Lösung für das iPhone X gegeben haben. (bsc)