Zahn-Implantate ohne Bohren und Schleifen

Eine Berliner Firma hat ein Verfahren entwickelt, mit dem sich natürliche Zähne realistisch nachbilden lassen.

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Inhaltsverzeichnis

Wer neue, künstliche Zähne benötigt, wird derzeit mit einer eingeschränkten Auswahl an Methoden konfrontiert: Beim Zahnersatz werden bislang entweder Brücken oder Implantate verwendet. Beides hat Nachteile: Bei Brücken müssen die umliegende Zähne abgeschliffen, bei Implantaten Löcher in den Kiefer gebohrt werden. Zudem kommt es unter Umständen zu Knochenrückbildungen. Die Berliner Firma Natural Dental Implants (NDI) hat nun ein schonenderes Verfahren entwickelt. Es orientiert sich am natürlichen Zahn, so das Unternehmen.

Dazu wird der Originalzahn zunächst mit einem 3D-Röntgensystem gescannt, um ein genaues Abbild zu erhalten. Aus diesen Daten stellt NDI einen Ersatzzahn her. Der obere Teil besteht aus Zirkonkeramik, die Wurzel aus Titan – beides nahtlos verbunden. Der Kunstzahn wird einfach in das bestehende Zahnfach eingeschoben, ein Bohren ist nicht notwendig. Im Titan befinden sich eingefräste Vertiefungen, in die der Kieferknochen einwachsen kann. Auch das Zahnfleisch soll den neuen Zahn schneller annehmen.

Nach etwa sechs Monaten soll er festgewachsen sein und eine endgültige, fest angebrachte Krone kann aufgesetzt werden, die optisch zum Zahnbild passt. Umliegende Zähne würden nicht beschädigt, so der Hersteller. Der Originalzahn muss sich aber noch im Kiefer befinden, bevor er ersetzt werden kann. Nach der Ziehung erfolgt die Ersetzung.

Für Zahnärzte hat das Verfahren laut NDI auch Vorteile: Da sie beim Einsetzen des Zahnes nicht in den Kiefer bohren müssen, brauchen sie auch die dafür normalerweise notwendige Spezialausbildung nicht. Festsitzende Brücken, die günstigste Form von Zahnersatz, müssen nach durchschnittlich zehn Jahren entnommen werden, Implantate halten bis zu 40 Jahre lang.

Zahn-Implantate ohne Bohren und Schleifen (3 Bilder)

Original und Replicate-Zahn.
(Bild: Natural Dental Implants AG)

Die Behandlung läuft in insgesamt vier Schritten ab. Beim ersten Termin wird der Zahn physisch wie digital erfasst sowie die Röntgenbilder erstellt. Dann soll es knapp 14 Tage dauern, bis der Zahnersatz fertig ist. Bei Termin zwei wird zunächst der alte Zahn entnommen, dann wird der neue eingesetzt. Als Schutzmaßnahme gibt es noch eine vorläufige Krone obendrauf, die an den Nachbarzähnen hängt. Anschließend kommt ein halbjähriger "Einheilungs"-Prozess, bei dem der neue Zahn in den Kieferknochen verankert wird. Hierbei muss der Patient sich an bestimmte Regeln bei der Nahrungsaufnahme und Zahnreinigung halten. In Schritt vier wird schließlich die endgültige Krone angebracht.

NDI hat sich für die Umsetzung seiner Pläne auch Geld über die Crowdfunding-Plattform Companisto geholt. Dabei kamen von knapp 1.100 Interessierten 2 Millionen Euro zusammen – das Investmentziel lag bei 1,5 Millionen. Die Firma wurde dabei mit 45 Millionen Euro bewertet.

Als Co-Investor dient die Risikokapitalgesellschaft GUB, zuvor waren auch noch Business Angels aus den USA sowie der HighTech Gründerfonds und die IBB Beteiligungen dabei. Das maximale Marktpotenzial sieht man bei NDI bei bis zu 8 Milliarden Euro in den westlichen Ländern.

(bsc)