Kreativ fotografieren und Bilder bearbeiten mit Smartphone und Tablet

Die Kamera im Smartphone erweitert das fotografische Spektrum auch für diejenigen, die sich schon vorher mit Fotografie auseinandergesetzt haben. Neue Motive, innovative Bildaussagen und auch die sofortige Weiterverarbeitung im Smartphone oder Tablet machen den Reiz dieses für viele noch neuen Aufnahmeprozesses aus. Das Smartphone ersetzt keine Kamera, bereichert aber Ihre Fotografie.

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Lesezeit: 19 Min.
Von
  • Christian Frank
Inhaltsverzeichnis

Abseits der Frage, wie Smartphones und Tablets unser Leben verändern, interessiert mich, wie ich als Fotograf davon profitiere: Was bietet diese neue Technik und wie kann ich mich davon inspirieren und bereichern lassen? Ich habe dies für mich schon längst beantwortet: Smartphones bereichern und erweitern mein fotografisches Repertoire, sie ergänzen die eigenen fotografischen Ansprüche.

Meine fotografische Entdeckungsreise zu den Smartphone-Kameras begann 2013. Ich war neugierig darauf, wie es sich anfühlt, so ganz ohne Spiegelreflexkamera loszumarschieren, darauf vertrauend, dass die beste Kamera die ist, die man dabei hat. Mittlerweile ist das Fotografieren mit der Smartphoneund Tablet-Technologie meine erste Wahl der fototechnischen Mittel.

„Die Tatsache, dass eine (im konventionellen Sinn) technisch fehlerhafte Fotografie gefühlsmäßig wirksamer sein kann als ein technisch fehlerloses Bild, wird wahrscheinlich auf jene schockierend wirken, die naiv genug sind, zu glauben, dass technische Perfektion den wahren Wert eines Fotos ausmachte.“
-Andreas Feininger (1906-1999)

Mit die wichtigste Antwort darauf, wie Smartphones die eigene Fotografie erweitern, liegt darin, den Gestaltungsprozess zu verlängern – von der Aufnahme hin zur Bild-Erarbeitung. Moderne Kameras haben allenfalls rudimentär Bildbearbeitung integriert. Im Vergleich dazu ist die Fülle an Apps ein Eldorado und motiviert, kreativ loszulegen. Kurz gesagt, dient für den Fotografen das Smartphone dazu, sich vom fototechnischen Ergebnis hin zum fotografischen Erlebnis zu bewegen. Das ist ein anderer Prozess als die für Fotografen übliche Bildbearbeitung, denn es gehört unmittelbarer zum fotografischen Prozess. Ich verwende dafür deshalb den Begriff der „Bild-Erarbeitung“ – sie ist auf Smartphone oder Tablet intuitiv und hat eine neue Qualität und erweitert im Idealfall die Kreativität.

Der zweite wichtige Aspekt der Smartphone-Fotografie liegt im Gerät selbst, das mitbestimmt, wie und was fotografiert wird. Nicht umsonst wird hier von Mobile Photography gesprochen. Natürlich sind auch Spiegelreflexkameras mobil, doch geht man beispielsweise mit einem Nikon D500 Gehäuse und einem Teleobjektiv mit stolzen 1260 g in der Hand auf die fotografische Pirsch. Ein Smartphone wiegt gerade mal zehn Prozent davon und passt in die Hosentasche. Das hat Auswirkungen auf die Art zu fotografieren. Das Leichtgewicht beeinflusst die Wahl der Motive, wie man sich diesen nähert, welchen inneren Blick man annimmt und wie man sich mit der jeweiligen Ausrüstung der Welt gegenüber verhält.

Lassen Sie sich auf das Smartphone ein, und Sie werden anderes und anders fotografieren, unabhängig davon, wie versiert Sie mit der großen Kamera sind. Und Sie werden das Bild-Erarbeiten als neue Kreativitätsstufe kennenlernen.

Der niedrig gestaffelte schwedische Himmel war Hintergrund für eine Badestegszene mit drei Jungs. Ebensoviele Bild-Erarbeitungsschritte wurden angewandt, um die Spannung und die Farbigkeit des Motivs dramatisch zu steigern.