Neuer Mystizismus?

Die einen glauben, dank medizinischer Fortschritte nie sterben zu müssen, die anderen wollen ihren Geist gleich auf einen Rechner hochladen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1 Kommentar lesen
Lesezeit: 1 Min.

Die sogenannten Transhumanisten sind ein buntes Volk, vereint im Glauben, der Tod sei ein reparabler Designfehler der Natur.

Der irische Journalist Mark O'Connell hat neugierig, aber skeptisch viele Vertreter der Bewegung porträtiert. Dabei macht er immer wieder Parallelen zwischen Transhumanismus und Religion aus: Beide würden gespeist von der Ohnmacht gegenüber Tod und Verfall.

Das verstellt ihm leider den Blick auf die gravierenden Unterschiede: Transhumanisten glauben nicht an ein Leben nach dem Tod, sondern an ein Leben ohne Tod. Und ihre Überzeugung, dass Bewusstsein und Materie trennbar sind, hat nichts mit einer "neuen Form des Dualismus" zwischen Leib und Seele oder gar mit "einer Art Mystizismus" zu tun, wie O'Connell meint.

Transhumanisten würden die Idee, dass Geist unabhängig von einem Körper existieren kann, weit von sich weisen. Sie sind lediglich überzeugt, dass er nicht auf eine einzige Art von Körper begrenzt ist. Weniger persönliche Betroffenheit und mehr analytische Trennschärfe hätten dem Buch gutgetan.

Mark O'Connell: "Unsterblich sein". Hanser, 304 Seiten, 24 Euro (E-Book 17,99 Euro) (bsc)