Missbrauchsdebatte um Weinstein: Kritik an Twitter als #WomenBoycottTwitter

Die Schauspielerin Rose McGowan twittert vehement zur Auseinandersetzung mit den Missbrauchsvorwürfen gegen den einflussreichen Film-Produzenten Harvey Weinstein - und wurde prompt von Twitter gesperrt. Nun richtet sich neuer Protest gegen die Plattform.

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Missbrauchsdebatte um Weinstein: Kritik an Twitter und Amazon

(Bild: FirmBee)

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Weil Twitter den Account der Schauspielerin Rose McGowan vorübergehend gesperrt hatte, steht das soziale Netzwerk nun selbst in der Kritik. McGowan hatte auf Twitter gegen den öffentlichen Umgang mit den Missbrauchsvorwürfen gegen den Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein protestiert und war dabei auch Kollegen angegangen.

Daraufhin war sie für mehrere Stunden von dem Netzwerk verbannt worden; wie Twitter inzwischen erklärte, weil sie eine Telefonnummer öffentlich gemacht hatte. Die war wohl in einem Screenshot zu erkennen, den McGowan gepostet hatte. Als der entfernt wurde, sei sie wieder zugelassen worden, schreibt Twitter.

Angesichts der als ungerecht empfundenen Reaktion von Twitter – das Portal musste sich bereits verteidigen, weil es Kriegsdrohungen US-Präsident Donald Trump unangetastet lässt – ruft die Schauspielerin nun zum Protest auf und erfährt Unterstützung. Unter dem Motto #WomenBoycottTwitter sollen Frauen einen Tag lang keine Beiträge auf dem Netzwerk veröffentlichen oder teilen, um darauf aufmerksam zu machen, wie arm Twitter ohne die Stimmen der Frauen wäre. Einige kritisieren aber, dass eine solche Stille genau das Gegenteil sei, was man erreichen wolle. Viele Twitter-Nutzer weisen schon seit langem darauf hin, dass sie sich auf auf Plattform nicht genügend geschützt fühlten.

Auslöser der aktuellen Aktion sind die nun öffentlich erhobenen Vorwürfe gegen den einflussreichen Film-Produzenten Harvey Weinstein, Schauspielerinnen und andere Frauen sexuell belästigt oder vergewaltigt zu haben. Darüber hinaus soll ihm sein immenser Einfluss in der US-Medienbranche geholfen haben, die Veröffentlichung der Vorwürfe jahrelang zu verhindern. Betroffene – allen voran Rose McGowan – werfen aber auch ihren vor allem männlichen Kollegen vor, viel zu lange die Augen verschlossen und damit Weinstein geschützt zu haben. Die sollten Weinstein nun nicht nur mit ein paar Worten verurteilen, sondern dem auch Taten folgen lassen.

Derweil kommen immer mehr Vorwürfe ans Licht; Amazon hat deswegen den Chef seiner Videoabteilung suspendiert. Roy Price soll eine Produzentin sexuell belästigt haben, berichtet der Hollywood Reporter. Die betroffene Isa Hackett hat die Vorwürfe zwar nach eigener Aussage an Amazon weitergegeben, die Suspendierung erfolgte nun aber erst nachdem sie sie öffentlich gemacht hatte.

In ähnlicher Weise äußerte sich auch Rose McGowan auf Twitter: Dort schrieb sie an Amazon-Chef Jeff Bezos dass sie sein Unternehmen darauf hingewiesen habe, dass Weinstein sie vergewaltigt habe. Für den habe das aber keine Konsequenzen gehabt, stattdessen sei ihre Serie abgelehnt worden. (mho)