20. Hannah-Arendt-Tage werden eröffnet: "Wir müssen auf Neustart gehen"

Die digitale Überwachung der Bürger mache sie berechenbar, vorhersehbar, manipulierbar, meint die Essayistin Yvonne Hofstetter. Zur Eröffnung der Hannah-Arendt-Tage fordert sie, bürgerliche Freiheiten gleich zusammen mit der Technik zu denken.

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20. Hannah-Arendt-Tage werden eröffnet: "Wir müssen auf Neustart gehen"
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Am heutigen Dienstagabend werden um 19 Uhr in der Galerie Herrenhausen in Hannover die 20. Hannah-Arendt-Tage eröffnet. In ihrem Eröffnungsvortrag will die Juristin und Essayistin Yvonne Hofstetter der Frage nachgehen: "Wissen – Macht – Meinung: Wie demokratisch wird das digitale Jahrhundert?" Die Eröffnungsveranstaltung wird im Livestream übertragen.

"Viele glauben, Digitalisierung mache frei: durch schrankenlosen Zugriff auf Konsumgüter und globales Wissen", erläutert Hofstetter. Aber: Die digitale Überwachung der Bürger mache sie berechenbar, vorhersehbar, manipulierbar. Filter-Algorithmen unterdrückten Minderheitsmeinungen. Der algorithmische Sozial-TÜV der sozialen Medien führe zu technologischem Rassismus und Vorverteilung.

Das Recht auf Handlungs- und Willensfreiheit, der unzensierte Zugang zu Information, das Recht auf Antidiskriminierung – all das seien Grundrechte und die Basis der Demokratie. Fallen sie, wird die Demokratie schwer defekt. "Wenn Digitalisierung etwas für die Demokratie tun soll, müssen wir auf Neustart gehen und bürgerliche Freiheiten gleich zusammen mit der Technik denken", resümiert Hofstetter.

Bis zum 21. Oktober 2017 stellen sich Veranstaltungen der Hannah-Arendt-Tage Fragen, ob am Ende des Digitalisierungsprozesses die künstliche Intelligenz die Herrschaft übernimmt. Sie werden erstmals auch von heise online und c't unterstützt und begleitet, und zwar mit Berichterstattung, Moderation und Vorträgen sowie mit Live-Streaming: nach der Eröffnungsveranstaltung werden noch die Vorträge und Diskussion "Kommune 5.0, Wenn Algorithmen regieren und verwalten" am 19. Oktober mit Dr. Mike Weber und Dr. Constanze Kurz gezeigt.

(anw)