Sozialwissenschaftler messen Stärke sozialer Netzwerke

Wie eng ist unser Beziehungsnetz? Harvard-Forscher suchen nach topologischen Mustern.

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Sozialwissenschaftler messen Facebook und Co. aus
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Soziale Netzwerke – also die echten Beziehungen zwischen Menschen – lassen sich in ihrer Stärke nur mit viel Aufwand bestimmen. Eine Forschergruppe der Harvard University hat nun eine neue Methode entwickelt, die dies erleichtern soll, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe ("Soziale Netzwerke: Wie nah sind wir uns wirklich?").

Das Team um Heather Mattie hat ein Verfahren vorgeschlagen, das spezifisches Muster in den Beziehungen zwischen Individuen nutzt, um die Tiefe ihrer Verbindungen offenzulegen. Das Muster bildet eine topologische Struktur, die an eine Fliege ("The Social Bow Tie") erinnert.

In ihrer Studie untersuchten Mattie und ihr Team die Stärke der Verbindungen in zwei sozialen Netzwerken aus verschiedenen Bereichen. Das erste war ein Netzwerk aus Verbindungen zwischen fast 70.000 Menschen in 75 ländlichen Dörfern in Indien. Sozialwissenschaftler rekonstruierten das Netzwerk mit Hilfe von Befragungen, um relevante soziale Informationen zu sammeln. Mattie und ihr Team bauten außerdem das soziale Netzwerk zwischen Mobilfunkbenutzern eines nicht näher bezeichneten europäischen Landes auf. Weil es so groß war, wurden 500.000 Menschen zufällig ausgewählt und es dann anhand der Anzahl und Länge der Anrufe zwischen ihnen aufgebaut. Waren Anrufe länger oder wurden sie erwidert, galt die Verbindung als stärker.

Als nächstes wurde die Struktur beider Netzwerke untersucht. Für jedes Paar von Individuen wurde das Freundesnetzwerk aufgebaut, dass sie gemeinsam hatten sowie das Freundesnetzwerk, das sich unterschied. Diese Struktur sieht wiederum wie besagte Fliege aus. Anschließend wurden diese "Fliegen"-Netzwerke analysiert. Die Ergebnisse waren spannend. Das Team fand heraus, dass die Anzahl der Freunde, die ein Individuenpaar gemeinsam hatte, deutlich mit der Stärke ihrer Beziehung untereinander korrelierte, wie sie sich auch mit anderen Methoden ermitteln ließ. Dabei war egal, ob es sich um die Dorfbevölkerung in Indien oder um die Mobilfunknutzer in Europa handelte.

Mehr dazu bei Technology Review Online:

(bsc)