Sexuelle Übergriffe: Frauen beschuldigen einflussreichen US-Technikblogger Robert Scoble

Die US-Journalistin Quinn Norton schildert sexuelle Übergriffe der amerikanischen Technikblogger-Größe Robert Scoble, woraufhin sich weitere Betroffene melden.

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Sexuelle Übergriffe: Frauen beschuldigen US-Technikblogger Robert Scoble

Robert Scoble mit einem iPhone in der Hand

(Bild: Facebook)

Lesezeit: 4 Min.

Die von der Weinstein-Affäre angestoßene Debatte um sexuelle Belästung, Nötigung und Übergriffe schwappt nun auch in die IT-Branche. Die amerikanische Journalistin und Bloggerin Quinn Norton schildert in einem Artikel auf der Seite Medium einen sexuellen Übergriff von Robert Scoble, der in den USA zu den bekanntesten und einflußreichsten Technik-Bloggern und IT-Evangelisten gehört.

"Plötzlich war Scoble auf mir. Ich spürte eine Hand an meiner Brust, sein Arm umschloss mich und er grabschte mir an den Hintern", schreibt Norton, die sich nach eigenen Angaben nur mit einem Haken zum Kinn wehren konnte. Sie beschreibt Scoble während des Vorfalls als betrunken. Scoble habe zuvor bereits mit einer anderen, verheirateten Frau "rumgemacht", welcher gezielt weitere alkoholische Getränke gegeben worden sein sollen, obwohl sie schon deutlich desorientiert wirkte. Der Vorfall soll sich im Jahr 2010 auf der vom O'Reilly-Verlag veranstalteten Technik-Konferenz Foo Camp ereignet haben. Jahre später habe Norton mit einer Mitarbeiterin von Scoble in San Francisco gesprochen, die das Verhalten von Scoble bestätigte. Die Belästigungen Scobles seien ein offenes Geheimnis in der US-Technikbranche.

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Verlagsgründer Tim O'Reilly hat Scoble nach der Veröffentlichung des Norton-Artikels nach Angaben von Businessinsider von künftigen Veranstaltungen ausgeschlossen.

Der Beitrag von Quinn Norton brachte einen Stein ins Rollen – mittlerweile beschuldigen mehrere Frauen Robert Scoble der sexuellen Nötigung, so auch Michelle Greer. Greer arbeitete mit Scoble zusammen bei der Firma Rackspace und berichtet von einem Vorfall auf der Konferenz Startup Riot in Atlanta im Jahre 2010. Demnach habe Scoble sie in betrunkenem Zustand angegrabscht – einige Tage später habe sich Scobles Chef bei ihr für sein Verhalten entschuldigt, Scoble selbst nach Angaben von Greer nie.

Greer konfrontierte Scoble bereits in der Vergangenheit auf Facebook.

(Bild: BuzzFeed )

Nach ihrem Abgang bei Rackspace vertraute sich Greer nach einem Bericht von Buzzfeed der Personalabteilung an und begründete ihr Schweigen mit der Angst vor Scobles kommunikativer Reichweite und damit Einfluss in der Branche. Ärgerlich sei für Greer gewesen, dass Scoble in seinen Postings häufig als Unterstützer für Frauen in der Technikbranche auftrete. Greer beschuldigte Scoble bereits im Juli in einer Facebook-Konversation: "Du bist ein schlechter Schauspieler. Ich kann dir garnicht sagen, wie schrecklich ich mich nach der Arbeit mit dir gefühlt habe." Scoble stritt die Vorfälle nicht ab, sondern erwiderte: "Entschuldigung zu sagen reicht nicht aus, um den von mir angerichteten Schaden wieder gut zu machen. [...] Mein Verhalten war ekelerregend."

In einem Facebook-Beitrag reagierte Scoble auf die aktuellen Vorwürfe: "Ich entschuldige mich. Ich habe das Vertrauen vieler Menschen in mich beschädigt [...] Es tut mir zutiefst leid für die Menschen, denen ich Schmerzen zugefügt habe. Ich weiß, dass ich mich auf eine unangemessene Art und Weise verhalten habe. Dafür entschuldige ich mich."

2014 erklärte Scoble in einem Facebook-Beitrag, in seiner Kindheit von einem Familienfreund sexuell missbraucht worden zu sein. Im April 2017 prangerte er sexuelle Belästigung in der Virtual Reality an. Scoble tritt nach Angaben seines Geschäftspartners von seinen Aufgaben bei der Transformation Group zurück und will sich bis zum Ende des Jahres aus der Öffentlichtkeit zurückziehen. Scoble ist verheiratet und hat drei Kinder. (mfi)