Unsensorisches Deutschland

Mit dem Internet der Dinge wächst der Markt für Sensortechnologie. Doch die Bedingungen für Start-ups sind nicht gut, so eine exklusive Analyse für Technology Review.

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Von
  • Christoph Herr

Die Branche der Sensorik und Messtechnik profitiert stark von der zunehmenden Digitalisierung der Industrie. Im ersten Quartal 2017 betrug das Umsatzwachstum neun Prozent, so eine Erhebung des AMA Verbands für Sensorik und Messtechnik. Seit 2010 ist der Umsatz um über 180 Prozent gestiegen. Zu erwarten wäre also ein dynamischer Markt, der auch zahlreiche Unternehmensgründungen hervorbringt. Doch gerade hier gibt es derzeit kaum Bewegung, wie eine Analyse für Technology Review von spotfolio.com zeigt. Die Scouting-Plattform erstellt aus Patentanmeldungen, Finanzinformationen und weiteren Unternehmensdaten Karten der Technologielandschaft in Deutschland.

Charakteristisch für den Markt ist eine starke Fragmentierung mit vielen Spezialanbietern. Bei 1.023 und damit über der Hälfte aller Unternehmen liegt die Bilanzsumme zwischen 350.000 und 4,84 Millionen Euro, die Zahl der Mitarbeiter zwischen 10 und 50. Gerade vor diesem Hintergrund überrascht die stark rückläufige Zahl der Gründungen seit 2015. Mehr als die Hälfte der Unternehmen sind zehn Jahre und älter. Insgesamt ist die Neugründungsrate gemessen an den Bestandsunternehmen sehr gering.

Markt für Sensortechnologie (3 Bilder)

(Bild: spotfolio.com)


Die Vermutung liegt nahe, dass die Einstiegsschwelle für diesen Markt sehr hoch liegt und daher ein Großteil der Entwicklungen von den etablierten Unternehmen vorangetrieben wird. Daher stellt sich die Frage, inwieweit die Etablierten in der Lage sind, die neuen digitalen Geschäftsmodelle zu bedienen. Mit 694 Unternehmen verfügt nur etwa ein Drittel überhaupt über Patente. Und lediglich sechs Prozent halten mehr als 100 Patente. Dabei ist gerade in der digitalen Transformation Erfindungsreichtum wichtig. Neue Sensortechnologien sind ein fundamentaler Baustein für datenbasierte und datengetriebene Geschäftsmodelle, man denke nur an Realtime Tracking oder Predictive Maintenance.

Der Autor ist CEO von Spotfolio.com. Die gesamte Studie lässt sich hier kostenfrei beziehen.

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(jle)