Computerisierte Wahlmanipulation: Mit Algorithmen zum perfekten Wahlkreis

In Amerika arbeiten Demokraten und Republikaner mit Software, die ihnen politische Posten auf Jahrzehnte sichern soll.

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Mit Algorithmen zum perfekten Wahlkreis

Gerrymandering ist keine neue Erfindung – doch so perfekt wie heute war es noch nie.

(Bild: Politische Karikatur von 1812)

Lesezeit: 2 Min.

Algorithmen helfen den politischen Parteien in den USA, ihre Macht zu zementieren, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe ("Wie Computer bei Wahlmanipulationen helfen"). Das sogenannte Gerrymandering, eine uralte Technik, bei der Wahlkreise so zusammengesetzt werden, dass sie ein bestimmtes Wahlergebnis garantieren, wird mittlerweile mit modernster Software perfektioniert.

In einer im September veröffentlichten Studie zeigten Forscher an der Duke University um den Mathematiker Gregory Herschlag, dass die Genauigkeit, mit der solche Programme arbeiten, eine neue Dimension erreicht hat. Am Beispiel des Bundesstaates Wisconsin zeigen sie auf, wie es die Wahlexperten der Republikaner geschafft haben, den eigentlich zur Hälfte demokratisch geprägten Staat für sich zu reklamieren. Im Parlament des Bundesstaates, der Wisconsin State Assembly, halten die Republikaner mittlerweile 65 Prozent der Sitze – laut "New York Times" ist das mehr als in konservativeren Staaten wie Texas oder Kentucky.

Doch nicht nur das: Herschlag und Kollegen zeigen auf, dass die Gerrymandering-Software es geschafft hat, dafür zu sorgen, dass die Demokraten mindestens einen Vorsprung von 8 bis 10 Prozentpunkten haben müssen, um die Republikaner vom Thron zu stoßen – ein Ding der Unmöglichkeit. Die so erzeugte Karte der Wahlbezirke lässt sich nicht einmal mehr mit gutem Willen und republikanischem Parteibuch als "neutral" interpretieren.

Mittlerweile ist das Gerrymandering in Wisconsin auch Thema für das höchste Gericht der USA. Es muss entscheiden, ob die Änderung der Wahlkarte nach Parteien – ethnisches Gerrymandering oder Gerrymandering nach Rasse ist längst verboten – grundsätzlich erlaubt ist. Mit einer Entscheidung des Supreme Court ist allerdings nicht vor Mitte nächsten Jahres zu rechnen.

Mehr dazu bei Technology Review Online:

(bsc)