Streit um Domainnamen .amazon eskaliert erneut

Im Kampf um die Vergabe von .amazon machte der US-Riese den acht Anrainerstaaten ein Angebot, doch die wollen sich nicht so einfach kaufen lassen….

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Streit um  Domainnamen .amazon eskaliert erneut

Steit um seine Namensrechte,  der mit offiziell 6992 km vielleicht längste Fluß der Welt.

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Amazon wollte mit einem Vorschlag zur Güte den acht Anrainerstaaten des Amazonas eine Vergabe von .amazon schmackhaft machen. Würden die Amazon Anrainer der Vergabe durch die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) zustimmen, werde Amazon seinerseits Bewerbungen der Länder für .amazonas, amazonia uns amazonica sponsorn. Das sagten Vertreter der Firma bei einer öffentlichen Sitzung des ICANN-Regierungsbeirats bei der Jahrestagung der ICANN in Dubai. Erst mal kassierten sie damit eine klare Abfuhr der betroffenen Länder.

Die Reaktion Brasiliens, Argentiniens und Perus fiel recht deutlich aus. Man sei an die Ministerbeschlüsse der Minister der Anrainerorganisation OCTA gebunden, sagte Brasiliens Vertreter im Regierungsbeirate der ICANN, Benedicto Fonseca. Perus Vertreterin war wesentlich weniger zurückhaltend. Sie kritisierte Amazon scharf für die Art und Weise, wie der US-Riese sich im Streit verhalten habe. „Unternehmen wie Ihres machen was sie wollen. Unternehmen wie Ihres wollen Regierungen und die Bevölkerung, die sie vertreten, einfach nicht respektieren“, schleuderte Maria Milagros Castanon Seonane vom peruanischen Außenministerium den etwas verdatterten Amazon Vertretern entgegen.

Externe Schlichter hatten Amazon in dem seit vier Jahre tobenden Streit kürzlich doch noch Recht gegeben. Die Unternehmen habe alle Bedingungen für die Zuteilung erfüllt und die Vergabe von .amazon durch die ICANN an die Firma schade den Amazonas Anrainern nicht, so der Schlichterspruch. ICANN hätte die Delegation des Namens daher nicht verweigern dürfen, urteilten die Schlichter. Die private Namensverwaltung hatte im Verlauf des Bewerbungsverfahrens dem Druck des ICANN Regierungsbeirats nachgegeben, der sich klar gegen die Vergabe ausgesprochen hatte.

Man werde das Gespräch weiter suchen, versicherte Dana Brown Northcott unmittelbar nach der Auseinandersetzung. Man bevorzuge auf jeden Fall eine Kompromisslösung, sagte sie gegenüber heise online. Gleichzeitig behalte man sich alle Optionen offen. Auf der Basis des Schiedsurteils könnte Amazon versuchen, ICANN auf dem Rechtsweg zur Delegation zwingen. Schon einmal war ein Bewerber in einem solchen Fall erfolgreich: die umstrittene Rotlichtdomain xxx. Diplomat Fonseca schloss weitere Gespräche zwischen ACTO und Amazon nicht völlig aus. Er wies auch schon einmal darauf hin, das das Schiedsurteil von drei Schlichtern aus den USA gefällt worden sei.

Die starke Bindung der ICANN an US-Recht ist vielen Ländern trotz der Aufgabe der US-Aufsicht über die Rootzone nach wie vor ein Dorn im Auge. Eine Befürchtung, die auch auf einzelnen europäischen Ländern wie etwa Portugal geteilt wird, ist auch, dass Amazon ein Präzedenzfall werden könnte in der Frage, ob öffentliche Interessen an geographischen Namen stets Vorrang haben.

(as)