Vor Bonner Klimakonferenz: USA veröffentlichen düsteren Report

Die US-Regierung versucht die menschliche Rolle beim Klimawandel herunterzuspielen - doch der jüngste offizielle US-Klimaschutzbericht widerspricht dem entschieden. Der pikante Report wird wenige Tage vor der Weltklimakonferenz in Bonn publik.

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Vor Bonner Klimakonferenz: USA veröffentlichen düsteren Report

(Bild: pixabay.com)

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  • dpa

Kurz vor Beginn der Bonner Klimakonferenz am Montag sorgt ein düsterer US-Klimareport für Aufsehen. In dem von 13 US-Behörden veröffentlichten Dokument kommen die Autoren zu dem Schluss, dass die globale Erwärmung zum weitaus größten Teil von Menschenhand verursacht werde. Sie warnen zudem vor einem möglichen Anstieg der Meeresspiegel um bis zu gut 2,40 Meter bis zum Jahr 2100. Trotz des deutlichen Kontrasts zu den Standpunkten von US-Präsident Donald Trump versuchte das Weiße Haus nicht, die per Gesetz alle vier Jahre vorgeschriebene Veröffentlichung zu blockieren.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) lobte schon vor der Veröffentlichung des Reports das Engagement vieler Amerikaner, die den von Trump angekündigten und weltweit kritisierten Ausstieg aus dem Pariser Klimaschutzabkommen nicht akzeptieren wollen. "Das Engagement vieler Städte und Regionen gerade in den USA zeigt, dass die Dynamik beim Klimaschutz nicht aufzuhalten ist, auch nicht von der Trump-Regierung", sagte sie den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland am Samstag. Eine dieser Kooperationen ist dem Bericht zufolge das von Baden-Württemberg und Kalifornien initiierte Klimaschutzbündnis under2MOU.

Bei der Weltklimakonferenz geht es darum, Regeln zu definieren, wie die in Paris 2015 vereinbarten Klimaschutzziele erreicht werden können. Dazu sollen bis zum 17. November mehr als 23.000 Menschen aus rund 195 Ländern zusammenkommen. Es ist die größte zwischenstaatliche Konferenz bisher auf deutschem Boden.

Angesichts der aktuellen Sondierungsgespräche in Berlin appellierte Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter in der Rheinischen Post am Samstag an Union und FDP, zu einer Einigung beizutragen: "Der internationale Klimaschutz braucht in den kommenden Tagen ein klares Signal aus den Sondierungsgesprächen."

Bereits am Samstag begannen in Bonn die ersten Demonstrationen. Mehrere tausend Menschen versammelten sich in der ehemaligen Bundeshauptstadt und riefen zu mehr Klimaschutz-Anstrengungen auf. Blickfang war eine große Erdkugel von Greenpeace, auf der Kohlekraftwerke eine dunkelgraue Wolke mit dem Gesicht von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ausstießen. Darunter stand: "Raus aus der Kohle, Frau Merkel!".

Der US-Klimareport (PDF) dürfte die Demonstranten in ihren Ansichten bestärken. "Es ist extrem wahrscheinlich, dass menschliche Aktivitäten, insbesondere der Ausstoß von Treibhausgasen, die dominante Ursache der seit Mitte des 20. Jahrhunderts beobachteten Erwärmung ist", heißt es darin. Es gebe "keine alternative Erklärung".

Befürchtungen von Kritikern, die Regierung Trumps könne vor der Veröffentlichung des Reports Änderungen an den wissenschaftlichen Schlussfolgerungen vornehmen, bewahrheiteten sich nicht. Das sei nicht geschehen, zitierten Medien mehrere Experten.

Allerdings versuchte das Weiße Haus, die Aussagekraft des Reports herunterzuspielen. "Das Klima hat sich geändert und ändert sich stets", hieß es in der schriftlichen Erklärung eines Sprechers. Zudem werde in dem Report selbst betont, dass das Ausmaß des künftigen Klimawandels stark von "andauernden Ungewissheiten über die Sensibilität des Klimas" für Treibhausgas-Emissionen abhänge. (ps)