Städte setzen zunehmend E-Autos als Dienstwagen ein

Einige Städte machen mit der E-Mobilität ernst und ersetzen trotz höherer Anschaffungskosten und Investitionen in Ladesäulen alte Dienstwagen durch Elektrofahrzeuge. Doch die Elektromobilität ist nicht mehr unumstritten.

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E-Autos als städtische Dienstwagen

Walter Scheck, Fahrer des Freiburger Oberbürgermeisters Dieter Salomon, und sein Dienstwagen mit Plug-in-Hybrid-Antrieb.

(Bild: Stadt Freiburg)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • dpa
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Viele Kommunen setzen verstärkt auf Elektroautos für ihre dienstlichen Fuhrparks, heißt es beim Deutschen Städtetag. Dazu gehören nicht nur Neuanschaffungen, sondern auch der Bau von Ladesäulen und die Umrüstung von Flotten. Ein E-Mobil in städtischen Diensten kostet zwischen 20.000 und 30.000 Euro. Ganz aus eigener Kraft müssen die Kommunen das nicht stemmen, denn sie bekommen Zuschüsse aus Finanztöpfen anderer staatlicher Stellen.

Zahlen für alle Städte Deutschlands gibt es zwar nicht, aber eine Reihe von Kommunen verkündeten kürzlich entsprechende Investitionsvorhaben. Besonders ambitioniert ist Freiburg. Aber auch Stuttgart, München, Braunschweig und andere Kommunen wollen ihre Elektrofuhrparks aufstocken. In vielen Fällen ersetzen die neuen Autos alte Wagen mit Verbrennungsmotoren, deren Leasingverträge auslaufen.

Freiburg will seinen Bestand von bislang sechs E-Autos bis Mitte 2018 um 53 Fahrzeuge mit Elektroantrieb erweitern, meldet die Badische Zeitung. Die Stadt will dazu inklusive Investitionen in die Infrastruktur 2,7 Millionen Euro ausgeben. Die Freiburger Stadtverwaltung preist den Einsatz von E-Fahrzeugen als Beitrag zur Luftreinhaltung, Reduktion der CO2- und Stickoxid-Emissionen. Weil die Stadtverwaltung ausschließlich Ökostrom nutze, sei der Betrieb klimaneutral und schadstofffrei, meint eine Rathaus-Sprecherin.

Sie räumt aber auch ein, dass Stromer noch Nachteile haben – die Anschaffungskosten seien hoch, die Reichweite noch gering. Zu Letzterem fügt sie aber hinzu: "Da bei der Stadtverwaltung überwiegend lokale Fahrten anfallen, fällt das wenig ins Gewicht." So ganz ohne Verbrennungsmotor geht es im Breisgau indes noch nicht. So so sind im Etat wegen deren höherer Reichweite auch 17 Wagen mit konventionellem Antrieb eingeplant.

Die Stadt Mannheim nutzt Elektroautos zur Pflege von Parks und zum Müllsammeln. Einige Parkplätze sind nur für E-Autos der städtischen Dienstflotte reserviert. Zahlen nennt die Verwaltung nicht, ein Sprecher betont aber, man setze vermehrt auf den Einsatz von Elektroautos.

Der Fuhrpark von Karlsruhe besteht aus circa 200 Fahrzeugen, darunter sieben E-Autos. Der Anteil soll aber erhöht werden; eine Stadtsprecherin verweist auf ein E-Mobilitätskonzept. Damit will Karlsruhe Elektroautos bei der Anschaffung "im Rahmen des Budgets und dort, wo es Sinn macht" Vorfahrt einräumen. Das gelte für leichte PKW, für schwere Nutzfahrzeuge hingegen nicht. Hier müsse man "eine gewisse Marktreife" abwarten, heißt es.

Die Bayern-Metropole München hat 600 leichte PKW und Nutzfahrzeuge im Einsatz, darunter sind 64 E-Autos. Kürzlich wurden elf weitere E-Autos bestellt, die 2018 ausgeliefert werden sollen. Die Erfahrungen seien positiv, sagt ein Stadtsprecher: "Für die meist kurzen Strecken und die Einsatzzwecke der Münchner Stadtverwaltung sind elektrifizierte Dienstfahrzeuge sehr gut geeignet und die Reichweiten ausreichend." Zudem seien die Unterhalts- und Betriebskosten niedriger als beim Verbrennungsmotor, wodurch der höhere Preis zumindest teilweise ausgeglichen werde.

Stuttgart will bis Mitte 2018 insgesamt 45 E-Fahrzeuge für 1,2 Millionen Euro erwerben. Aktuell hat die Stadt neun Elektro-PKW. "Der Elektromobilität gehört in und zwischen den Städten die Zukunft", sagt Oberbürgermeister Fritz Kuhn von den Grünen. "Es gibt keine bessere Lösung, um die Belastung mit Schadstoffen nachhaltig zu senken." Andere Städte sind beim Thema E-Dienstwagen noch am Anfang. So gab Braunschweig Anfang November den Kauf von vier Elektro-Kleinwagen bekannt. Bisher hat die Stadt nur ein einziges E-Fahrzeug. Und auch die Erzdiözese Freiburg hatte erst diesen Sommer 17 Renault Zoe angeschafft. Am 4. Juli segnete sie Dekan Hubert Streckert. Der Fuhrpark der Diözese besteht damit zu rund einem Drittel aus Elektrofahrzeugen.

Die Elektromobilität ist freilich nicht mehr unumstritten. Das schwedische Environmental Research Institute, IVL hat im Mai 2017 eine Metastudie über Untersuchungen der Gesamtökobilanz von E-Fahrzeugen und konventionellen Fahrzeugen veröffentlicht. Die Metastudie haben die Swedish Energy Agency und die Swedish Transport Administration finaziert.

Das IVL liefert darin ernüchternde Zahlen: Bei der Produktion der Autobatterien fallen pro Kilowattstunde (kWh) Lagerungskapazität rund 150 bis 200 Kilogramm Kohlendioxid-Äquivalente an. Umgerechnet auf die Batteriekapazität eines Nissan Leaf (30 kWh) und eines Tesla Model S (100 kWh) sind das 5,3 und 17,5 Tonnen CO2. Laut dem IVL könne man ein Fahrzeug mit fossilem Brennstoffantrieb 8,2 Jahre lang fahren, bis es die Umweltbelastung eines Tesla S erreicht hat. Beim Nissan Leaf sind es 2,7 Jahre.

Dem Verlgeich liegt ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor zugrunde, das pro Kilometer 130 Gramm Kohlendioxid austößt (aktueller Durchschnitt in Schweden) und einen Kraftstoff verwendet – Benzin oder Diesel – der zu 18 Prozent aus einem erneuerbaren Energieträger besteht. Der Aufwand für das Recycling der E-Autobatterien ist in diesem Vergleich nicht enthalten.

Die Meta-Studie des IVL finden Sie hier:

The Life Cycle Energy Consumption and Greenhouse Gas Emissions from Lithium-Ion Batteries

(rop)