Schwarzer Alarm: Star Trek Discovery bis Januar im Limbo

Nach neun Folgen müssen Trekkies eine Weile auf die neue Star-Trek-Serie Discovery verzichten. Weiter geht's im Januar. Wir haben also genug Zeit, drüber nachzudenken was zum Weltraumpilz da gerade passiert ist...

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Schwarzer Alarm: Star Trek Discovery bis Januar im Limbo

(Bild: Netflix, CBS Interactive)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Fabian A. Scherschel
Inhaltsverzeichnis

Die neue Star-Trek-Serie Discovery, die in Deutschland exklusiv bei Netflix zu sehen ist, begeistert und verärgert Kritiker und Hardcore-Fans gleichermaßen. Nach neun Folgen legt Discovery nun eine Pause bis zum 8. Januar ein. Immerhin scheint die Serie so erfolgreich, dass Inhaber CBS bereits im Oktober grünes Licht für eine zweite Staffel gegeben hat. Nach dem Halbstaffel-Cliffhanger fragen sich Fans nun aber trotzdem, wie es weiter gehen soll.

Nach neun Folgen lässt sich über die Serie sagen: bei Star Trek hat sich einiges geändert. Obwohl Discovery, nach Aussage der Produzenten, vor den Abenteuern der Original-Serie mit Captain Kirk spielt, lässt sich vieles nicht wiedererkennen. Die Discovery fliegt statt mit Warp meistens mit dem DASH-Antrieb (Displacement-Activated Spore Hub Drive) oder auch Sporen-Antrieb, der Captain intrigiert gegen seine Crew und die Hauptfigur der Serie hat schon nach der zweiten Folge ein Kriegsgerichtsverfahren am Hals und wird ihres Ranges enthoben. Andererseits treffen wir auch alte Bekannte wieder, allen voran Spocks Vater Sarek und den berüchtigten Weltraum-Piraten Harcourt Fenton "Harry" Mudd.

Harry Mudd in TOS "Der dressierte Herrscher" und in Discovery "T=Mudd²"

(Bild: Netflix, CBS Interactive)

Vor allem der Sporen-Antrieb ist bei Fans umstritten. Chefingenieur Paul Stamets, benannt nach einem bekannten Pilzforscher, klinkt sich dort als lebende Komponente in einen Antrieb ein, der die Mycele eines galaktischen Weltraumpilzes als Antrieb benutzt. Diese durchdringen, so die interne Logik der Serie, den gesamten Subraum und erlauben es Stamets, vollgepumpt mit den Sporen des Pilzes, die Discovery ohne Verzögerung an jeden beliebigen Ort der Galaxis zu versetzen. Die Geheimwaffe schlechthin im Kampf mit den Klingonen. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker. Passend, wenn der wie im Fall Stamets gleich der eigene Lebenspartner ist. Mit der zwanghaft schlüssigen Pseudo-Wissenschaft von The Next Generation hat das natürlich nicht mehr viel zu tun.

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Auch ein Captain, der grausame Kriegswaffen hortet und buchstäblich über Leichen geht, um den Krieg mit den Klingonen zu gewinnen, ist nicht gerade typisch Trek. Die bisherigen Folgen von Discovery hatten demnach auch relativ wenig mit einer friedlichen Wissenschaftsmission zu tun. Captain Lorca interpretiert "to boldly go" mitunter ziemlich anders als Kirk, Picard, Janeway und sogar der recht draufgängerische Captain Archer.

Bewundernswert ist vor diesem Hintergrund, wie es die Discovery-Macher geschafft haben, den Banditen und Schwerenöter Harry Mudd in die Serie zu integrieren. Wer Harry Mudd noch aus der Original-Serie kennt, weiß, dass es sich bei ihm um die wahrscheinlich sexistischste Figur in der Geschichte von Star Trek handelt. Trotzdem ist die Folge, in der Mudd die Discovery kapern will, wahrscheinlich die beste der neun bisher gezeigten Folgen. Sie ist auf jeden Fall die Episode, die am meisten mit klassischem Star Trek gemein hat. Vor allem weil Rainn Wilson es perfekt gelingt, Mudd zu verkörpern. Diese Figur schlägt bisher die beste Brücke zu TOS, wo Mudd in der zweiten Staffel versucht, Kirk die Enterprise abzunehmen.

Trotz – oder gerade wegen – der Abkehr vom klassischen Star Trek (das historische Setting der Serie mal ausgenommen) funktioniert Discovery beim modernen Fernsehpublikum. In sozialen Medien wird jede neue Folge mit Spannung erwartet, nicht nur von Hardcore-Trekkies. Mitunter feiern alte Trek-Haudegen kleine Details geradezu ab, wie Computer-Klänge der Original-Enterprise und Mudds keckes "Mon Capitan", eine klare Anspielung an John de Lancies TNG-Figur Q.