Post aus Japan: Ostasiens Wettrennen zur 5G-Welt

Südkorea und Japan versuchen sich beim Einsatz von superschnellen mobilen Datennetzen der fünften Generation zu übertrumpfen. NTT DoCoMo hat hier einige spezielle Anwendungen parat.

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Von
  • Martin Kölling
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Manchmal ist es ein Kreuz, bei technischen Entwicklungssprüngen Sieger zu bestimmen. Derzeit trifft dies mal wieder in Ostasien bei der Einführung von neuen, superschnellen Datennetzen der fünften Generation zu. Die Vorreiter der Mobilnetzwelt Südkorea und Japan nutzen Olympiaden, um ihre technischen Führungsqualitäten der Welt vorzustellen.

Südkorea will bei der in wenigen Monaten stattfindenden Winterolympiade ein vorkommerzielles 5G-Netz online bringen. 2020 plant Japan, groß mit einem kommerziellen 5G-Dienst im Austragungsort der Sommerspiele zu starten und den dann ab 2021 landesweit auszurollen. Jährlich rechnen Analysten für die kommende Dekade mit Investitionen von fast vier Milliarden Euro durch die drei Netzanbieter des Landes, NTT Docomo, Softbank und KDDI.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

Dann sollen die Daten erst 20 mal, dann viel schneller als bisher nur so durch den Äther flutschen. Im Februar schaffte Docomo mit dem Netzwerkhersteller Ericsson 20 Gbps mit multiplen Nutzern. Auch die Übertragungszeit wird massiv auf eine Millisekunde verkürzt und die Zahl von Funkstationen und damit vernetzten Geräten massiv erhöht.

Und damit die Welt schon mal einen Vorgeschmack auf die Möglichkeiten bekommt, hat Japans Marktführer NTT Docomo vorige Woche auf einer Hausmesse ein paar Anwendungen demonstriert. Die Ingenieure gehen dabei von zwei Megatrends aus: Erstens eine Verbesserung bisheriger Funktionen wie Streaming, zweitens das "Internet der Dinge", also die Verbindung von Autos und anderen Geräten mit dem Internet.

Eine Idee ist das Fernduett. Verbunden über das Netzwerk können zwei Menschen im Gleichtakt Ständchen vortragen. Bisher war das wegen der Latenzzeit von 60 bis 100 Millisekunden eher schwierig. Nun beträgt die Verzögerung nur noch noch wenige Millisekunden und ist damit gering genug für zeitkritische Anwendungen. Nur hinkt das Video noch einen Tick hinter dem Ton her. Das läge allerdings an der noch zeitaufwändigeren Dekodierung des Bildsignal, versichert ein Ingenieur.

Wozu die kurze Verzögerung Mensch und Maschine befähigt, zeigt Docomo an einer weiteren Station: einen fernsteuerbaren Roboter, der nicht nur seine Sicht der Welt an seinen Bediener übermitteln kann, sondern auch seinen Tastsinn. So etwas ist sicherlich nett für den Einsatz in gefährlichen Zonen, wo der Mensch künftig Maschinen vorschicken und fingerfertig Probleme lösen kann. Aber es geht auch häuslicher, zeigt eine Messedemonstration: So kann der Mensch sich über den Roboter selbst am Rücken kratzen.

Unweit davon entfernt werden superhochauflösende 8K-Videos über das vorübergehend installierte 5G-Netz übertragen. Immerhin soll auch diese Technik 2020 hyperrealistische Bilder des globalen Sportfests in Japan liefern.

Der zweite Trend wird durch eine Flottille an Autos außen vor dem Ort von Docomos Leistungsschau, dem Mirai-kan, dem Zukunftsmuseum, und innen gezeigt: die gegenseitige Übertragung von Fahr- und Verkehrsdaten zwischen dem Automobil, der Verkehrsinfrastruktur und anderen Verkehrsteilnehmern wie Fußgängern.

Darüber hinaus hat Docomo erklärt, im Feldversuch ein Gbps an Daten an fahrende Autos übermittelt zu haben. Allerdings fuhren die Autos nur 30 km/h. Stationär dürfen natürlich auch Maschinen und Haushaltsgeräte darauf hoffen, künftig in Massen über das Netz mit Internetdiensten kommunizieren zu können.

Oder wie wäre es mit Wearables, zum Beispiel einem hochgenauen Vermesser eines Golfschwungs? Dazu hat Docomo Sensoren entwickelt, die ein Golfspieler am Arm trägt. Zusammen mit dem Video des Smartphones kann der Spieler nach dem Training sehen, ob er die Kraft beim Abschlag optimal entfaltet hat. Aber bei allem Vordenken sind Japans 5G-Entwickler gespannt, wie die Menschen das Netz der Zukunft nutzen werden. Man wisse noch nicht, was die Killerapplikation werde, sagen die Ingenieure.

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