Supercomputing-Prozessoren: Intel bestätigt Abkehr vom Xeon Phi Knights Hill

Statt des 2018 erwarteten 10-Nanometer-Chips Xeon Phi Knights Hill (KNH) plant Intel nun "eine neue Plattform und Mikroarchitektur" für Exaflops-Supercomputer "in 3 bis 4 Jahren".

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Intel Xeon Phi

Intel Xeon Phi

(Bild: Intel)

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Das ist wohl das Aus für den Xeon Phi Knights Hill, einen 2018 erwarteten 10-Nanometer-Nachfolger des aktuellen Xeon Phi 7200 "Knights Landing" aus der 14-nm-Fertigung: Knights Hill (KNH) wird ersetzt durch "eine neue Plattform und Mikroarchitektur". Das bloggt Trish Damkroger, Vice President der Intel Data Center Group und bis Ende 2016 HPC-Expertin am Lawrence Livermore National Laboratory (LLNL).

Ob diese neue Mikroarchitektur für Exascale-Supercomputer etwas mit Intels neuen GPU-Plänen zu tun hat, für die Intel den ehemaligen AMD-Radeon-Chef Raja Koduri anheuerte, ist offen. Intel ist offenbar entschlossen, zunächst keine weiteren Details zu den kommenden Rechenbeschleunigern zu enthüllen. So viel aber doch: Sie sind nur einer von mehreren Bausteinen einer neuen Exascale-Plattform, die "in drei bis vier Jahren" kommt.

>1 Exaflops: Der "neue" Aurora am Argonne National Laboratory 2021

(Bild: DoE/ASAC, Barbara Helland)

Immerhin hat sich Intel zusammen mit Cray verpflichtet, bis 2021/2022 den neuen "Aurora"-Supercomputer mit Exaflops-Leistung an das Argonne National Laboratory (ANL) zu liefern. Aurora sollte als 180-PFlops-System eigentlich schon 2018 eben mit Xeon Phi KNH kommen und ist Bestandteil der Exascale-Initiative, die den Rückstand der USA auf China bei Exaflops-Rechnern nicht allzu groß werden lassen soll.

China will mit dem Tianhe-3 angeblich schon 2018 in Exaflops-Regionen vorstoßen; der Vollausbau soll aber erst 2020 laufen.

Aurora ist Teil des über 500 Millionen US-Dollar teuren CORAL-Projects der US-Atomforschungszentren, also der Collaboration of Oak Ridge, Argonne and Livermore (CORAL) für ein Exaflops-HPC-System. CORAL wurde mit drei Systemen geplant, außer Aurora am ANL die Power9/Tesla-Maschinen Sierra am LLNL und Summit am ORNL. Auch IBM und Nvidia müssen sich sputen, eigentlich war auch mal von 2017 die Rede; aber 2018 ist gesetzt. Sierra und Summit sind in gewissem Sinne Nachfolger der Nummern 5 und 6 der aktuellen Top500-Liste, Titan und Sequoia.

Sequoia ist ein BlueGene/Q-System von IBM, dessen Chef-Entwickler Al Gara Intel schon 2011 übernommen hat. Auch Gara bloggt zu HPC bei Intel, verrät aber auch nichts substanziell neues zur kommenden Exascale-Plattform. Zur derzeit laufenden Supercomputing-Konferenz SC17 freut sich Intel offiziell, dass der bisherige Xeon Phi in 10 Systemen der aktuellen Top500-Liste als Beschleuniger steckt und in weiteren 14 als Hauptprozessor.

Schon Ende September wurde bekannt, dass die ursprünglichen Aurora-Pläne gescheitert waren. Cray und Intel konnten den Geldgeber, das US Department of Energy (DoE), aber auf 2021 vertrösten – mit dem Versprechen, dann mehr als die fünffache Rechenleistung zu liefern.

Mitte 2017 hatte das DoE die Exascale-Anstrengungen der heimischen Chiphersteller noch weiter befördert und stellte mit dem PathForward-Programm weitere 258 Millionen US-Dollar Fördermittel in Aussicht.

Auch die EU will bei Exascale-Computing aufholen, derzeit behindert aber der Brexit die Planungen: Einige wichtige Supercomputer wie das Forschungsprojekt Isambard der GW4 für ARMv8-Maschinen arbeiten in Großbritannien. Das Projekt Mont Blanc wiederum ist im katalanischen Barcelona angesiedelt, wo ebenfalls politisches Ungemach droht. (ciw)