Facebook-Profile werden lebendig

Israelische Forscher haben zusammen mit Facebook-Informatikern eine Technik entwickelt, die Profilfotos bei dem Social Network lebensnah animiert.

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Profilseiten in sozialen Netzwerken sind zumeist eine recht statische Angelegenheit: Man kann aktuelle und historische Informationen ĂĽber die jeweilige Person nachlesen, woher sie stammt und was sie beispielsweise beruflich macht, Fotos einsehen sowie sich durch ihre Postings scrollen.

Selbst Malereien können die Forscher animieren.

(Bild: Tel Aviv University)

Das jeweilige Porträtbild auf Facebook und Co. ist hingegen normalerweise statisch und lässt sich auch nicht nach Stimmung des Profilbesitzers ändern, solange dieser kein jeweils neues Foto hochladen möchte. Videogrüße gibt es höchstens in Form von jeweils eigenen Einträgen im sozialen Netzwerk.

Eine Forschergruppe, die aus Wissenschaftlern der University Tel Aviv in Israel sowie mehreren Entwicklern bei Facebook im amerikanischen Menlo Park selbst besteht, hat nun ein neuartiges Verfahren (DOI: 10.1145/3130800.3130818) entwickelt, mit dem man eigentlich statische Bilder und sogar Zeichnungen, Malereien und Emojis-Darstellungen animieren kann. Dafür wird ein Bilderkennungsverfahren verwendet, das Gesichtsbereiche detektiert und diese dann realitätsnah verändert, als ob es sich um einen virtuellen Schauspieler handeln würde.

Ein Facebook-Profil soll kĂĽnftig lebendiger werden.

(Bild: Tel Aviv University)

Ausgangsmaterial sind jeweils normale Porträtbilder sowie kurze Videos von der Mimik beliebiger anderer Menschen. Nutzer können nun ihr eigenes Foto hochladen und etwa mit Grimassen eines Rowan Atkinson ("Mister Bean") verbinden. Die Software überträgt dann dessen Gesichtsakrobatik auf das Foto. Dabei erzeugt sie automatisch auch alle dabei entstehenden Fältchen, zieht die Augenbrauen hoch oder die Lippen nach unten. Dem System ist dabei egal, ob sich Profilbild und Video ähneln oder vollständig anders sind. Auch das Geschlecht ist irrelevant.

Werden beim Lächeln Zähne gezeigt, die auf der Fotovorlage nicht zu sehen sind, baut die Software die Zähne aus dem Video ein. "Wir haben festgestellt, dass Menschen es kaum wahrnehmen, wenn wir die Zähne ändern", sagte Erstautorin Hadar Averbuch-Elor zum "New Scientist". Reaktive Profilbilder seien mit dem Verfahren erstmals Realität. Mit dem Ansatz ließe sich auch das Lächeln der Mona Lisa zu einem breiten Grinsen ausweiten oder das Profilbild jedes Mal lächeln lassen, wenn jemand auf "Like" klickt – aber auch gefälschte Videos produzieren, da die fertigen Bilder durchaus realitätsnah wirken.

Verschiedene Möglichkeiten der Animation im Überblick.

(Bild: Tel Aviv University)

"Ich denke, dass dies in Zukunft von echten Videos nicht mehr zu unterscheiden sein wird", so Averbuch-Elor. In einer Studie, bei der Probanden festlegen mussten, ob es sich um ein echtes oder per Software erzeugtes Video handelt, ließen sich immerhin 50 Prozent an der Nase herumführen. Das Team denkt mittlerweile auch darüber nach, die Technik in Nachrichten-Anwendungen zu integrieren – Facebook selbst betreibt neben WhatsApp auch den Facebook Messenger sowie die Instagram-Nachrichtenfunktion, alles sehr beliebte Dienste. Dann könnte das Profilbild eines Kommunikationspartners künftig interaktiv auf das Gesagte reagieren, statt im Gespräch nur starr vor sich hinzugucken. (bsc)