Industrielles Internet der Dinge: "Eine Rennaissance für 'Made in Germany'"

Kräftiges Wachstum im Markt für industrielle Anwendungen des Internet of Things (IoT): In den kommenden fünf Jahren sollen sich die Umsätze mehr als verdoppeln. Deutschland steht international an der Spitze.

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Raffinerie, Fabrik, Industrie
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Von
  • Torsten Kleinz

Schnellere Anpassungen, billigere Produktion, neue Geschäftsfelder – für die deutsche Industrie soll der Markt für "Industrial IoT"-Anwendung zur Wachstumsmaschine werden. Nach einer Studie, die der Verband der Internetwirtschaft eco und die Unternehmensberatung Arthur D. Little am Donnerstag in Köln präsentierten, wird sich der Markt bis 2022 mehr als verdoppeln.

Die Studie geht von einem durchschnittlichem Wachstum von jährlich fast 19 Prozent aus – von 7,2 Milliarde Euro Umsatz im Jahr 2017 bis auf 16,8 Milliarden Euro im Jahr 2022. Am stärksten wachsen laut Prognose die Anwendungen in der Automobilindustrie und im Maschinen- und Anlagenbau, die zusammen mehr als die Hälfte des Markte abdecken. Andere Branchen sind jedoch noch eher zögerlich. So kommen Agrar und Bau-Industrie laut Erhebung derzeit auf gerade mal 300 Millionen Euro Umsatz. Un der Elektro-Industrie gibt es zwar bereits mit einer Milliarde Umsatz eine hohe Adaption der neuen Techniken, dies wird aber in den kommenden Jahren deutlich weniger wachsen als in den übrigen Anwenderbereichen.

Industrial Internet of Things - Chancen für die deutsche Industrie (6 Bilder)

In den nächsten fünf Jahren soll sich der Umsatz mit industriellen IoT-Anwendungen auf 16,8 Milliarden Euro mehr als verdoppeln
(Bild: eco / Arthur D. Little)

"Man sieht eine gewisse Rennaissance von 'Made in Germany'", erklärte sagt Lars Riegel von Arthur D. Little bei der Vorstellung der Studie. So kehrten dank der Vollautomatisierung von Produktionsvorgängen bereits heute Fertigungen aus asiatischen Ländern nach Deutschland zurück. Als Beispiel nannte er die Speedfactory des Sportartikelherstellers Adidas. Auch lange in Deutschland etablierte Betriebe aus der Automobilzulieferindustrie könnten durch den Einsatz von RFID-Chips in der Produktion und virtuelle Produktentwicklung ihre Kosten senken und neue Geschäftsfelder erschließen.

Notwendig sei jedoch eine Umstellung des kompletten Geschäftsmodells – so sei es dank Industrial IoT zum Beispiel einfacher möglich, Investitionsgüter wie Gabelstapler als Servicepaket anzubieten. So könnten die Hersteller dank Fernwartungstechniken besser und effizienter als der Endanwender den notwendigen Fuhrpark managen.

Die notwendigen Voraussetzungen seien bereits weitgehend gegeben. So ist Deutschland bereits mit 300 Industrierobotern pro 10.000 Arbeitsnehmern unter den fünf Nationen mit dem höchsten Automatisierungsgrad. Zwar könne durch den schnellen Ausbau eines 5G-Netzes und dem verstärkten Angebot von qualifizierten Arbeitskräften das Wachstum gesteigert werden – doch bereits vorhandene Techniken wie zum Beispiel die bereits Narrowband-Mobilfunknetze.

Nachholbedarf gibt es laut den Autoren der Studie noch bei der Konsolidierung des Angebots. "Es gibt kein Unternehmen, das alle Dienstleistungen End-to-end anbieten kann", erklärte Markus Schaffrin von eco. So sei es den Endkunden nicht zuzumuten, dass sie sich selbst die notwendigen Zulieferer zusammensuchen müssten, um eine durchgängig funktionierende IoT-Lösung zum Laufen zu bringen. (jk)