Sexualisierte Kindervideos: Markenanbieter werben nicht mehr auf YouTube

Nach britischen Medienberichten über unangemessene Videos und Kommentare offensichtlich pädophiler Nutzer ziehen Werbekunden von Googles Video-Plattform Konsequenzen.

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YouTube

(Bild: dpa, Britta Pedersen)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Torsten Kleinz

Neuer Ärger für Googles Video-Plattform. Nachdem sich im Frühjahr viele Werbekunden zumindest zeitweilig von YouTube zurückzogen, weil ihre Werbung neben Videos von Extremisten aufgetaucht war, muss sich die Firma nun mit dem Vorwurf auseinandersetzen, zu wenig für den Kinderschutz zu tun. Einige Markenhersteller und die Supermarktkette Lidl haben deshalb offenbar ihre Werbung auf YouTube komplett eingestellt.

Am Freitag hat The Times berichtet, dass auf YouTube Videos von Kindern in Badeanzügen oder Unterwäsche von pädophilen Nutzern massenhaft geteilt und auch mit sexuell eindeutigen Botschaften kommentiert wurden. Bei den Videos handelt es sich meist um Kinder in Alltagssituationen, die allerdings durch obszöne Kommentare sexualisiert werden.

Parallel hat auch die BBC einen Bericht veröffentlicht, wonach das Meldesystem gegen unzulässige Kommentare seit über einem Jahr nicht mehr richtig funktioniert habe. So meldeten Journalisten 28 Accounts, die obszöne Nachrichten auf der Plattform gepostet hatten über das normale Meldesystem an YouTube. Ergebnis: Nach zwei Wochen waren 23 dieser Accounts noch online. Erst als sich die BBC-Reporter an die Pressestelle von YouTube wandten, wurden die restlichen Accounts entfernt.

Gegenüber der BBC betonte YouTube in einer Stellungnahme, dass das Unternehmen das Thema sehr ernst nahme – nun sollen zunächst einmal alle Kommentare in den betroffenen Videos deaktiviert werden. Bereits am Donnerstag hatte YouTube fünf Maßnahmen angekündigt, mit denen Minderjährige besser geschützt werden sollen. So will das Unternehmen die Zusammenarbeit mit Organisationen und Freiwilligen verstärken, die Missbrauch auf der Plattform nachgehen.

Nicht allen Werbetreibenden gehen diese Vorsichtsmaßnahmen schnell und weit genug. So berichtet die Nachrichtenagentur Reuters, dass unter anderem die Supermarktkette Lidl sowie die Lebensmittelhersteller Mondelez und Mars ihre Werbung auf YouTube komplett eingestellt haben, bis das Problem von YouTube gelöst worden sei. Andere Anbieter wie Adidas und die British Telecom wollen mit der Video-Plattform zusammenarbeiten um Werbeschaltungen bei fragwürdigen Videos zukünftig zu unterbinden. (axk)