Apples Gesichtserkennung: Missbrauch durch Apps denkbar

Die TrueDepth-Kamera im iPhone X kann 52 Veränderungen des Gesichtes live erkennen – und Apps können dies nutzen. Noch scheint deren Zulassungsprozess recht locker zu sein.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 41 Kommentare lesen
Face ID iPhone X

(Bild: Apple)

Lesezeit: 2 Min.

Apple liefert bei seinem iPhone X mit dem TrueDepth-Kameramodul ein System mit, dass zahlreiche Daten zum Gesicht des Benutzers liefert – auch an App-Entwickler. Offenbar gibt es hier Missbrauchspotenzial, berichtet nun die Washington Post unter Berufung auf Entwickler.

Demnach hat Apple zwar verschiedene Maßnahmen ergriffen, um etwa zu verhindern, dass Gesichtsdaten verkauft, diese zu Werbezwecken verwendet oder zur Erkennung anonymer Personen genutzt werden. Auch sei eine Datenschutzvereinbarung (Privacy Policy) Pflicht. Bislang schaut sich Apple Apps, die das TrueDepth-Modul nutzen, allerdings offenbar nicht anders an als reguläre Programme.

Rinat Khanov hat das Tool MeasureKit entwickelt, das zeigt, was das iPhone X kann und unter anderem die Wireframe-Repräsentation des Gesichtes sowie die 52 Mikrobewegungen darstellt, die das System beherrscht (darunter Augenlieder und Mund). Gegenüber der Washington Post gab er an, der Zulassungsprozess der App sei nicht anders gewesen als bei weniger sensiblen Programmen.

"Es gab keine zusätzlichen Vertragsbedingungen und der Durchsichtprozess war auch ganz normal – jedenfalls sah das von unserer Seite aus so aus." MeasureKit hat zudem keine Privacy Policy. Die habe Apple aber auch nicht verlangt, weil Gesichtsdaten das Gerät nicht verließen.

Zuvor hatten Datenschutzexperten wie Edward Snowden vor den Möglichkeiten der Gesichtserkennung gewarnt. Bei einem Vortrag auf einer Konferenz in München sagte der per Skype zugeschaltete Snowden, besonders die Werbebranche könne die Funktion missbrauchen, etwa um jedwede Reaktion des Menschen auf eine Anzeige auszuwerten. Schon zur Vorstellung der TrueDepth-Kamera mit ihrer Gesichtserkennung Face ID hatte Snowden gewarnt, das System "normalisiere" eine Technik, die ein Missbrauchspotenzial habe. (bsc)