Blockchain: Moskau will Online-Abstimmungen technisch nachvollziehbar machen

Die Verwaltung der Stadt Moskau hat ein Pilotprojekt angekündigt, um die dezentrale Datenbanktechnik Blockchain in ihr E-Voting-System "Aktiver Bürger" zu implementieren. Abstimmungen sollen so glaubwürdiger werden.

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Moskau

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(Bild: Oliver Klein, gemeinfrei (Creative Commons CC0))

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Russland gilt vielfach als "lupenreine Demokratie" mit gehörigen Schwächen. Die Stadt Moskau zumindest will sich nun aber daran machen, Online-Abstimmungen über ihr E-Voting-System "Aktiver Bürger" sicherer, transparenter und nachvollziehbarer zu machen, um die Glaubwürdigkeit der Stimmabgabe zu erhöhen. Dazu soll die bestehende Plattform mit der dezentralen Datenbanktechnik Blockchain verknüpft werden, mit der ein verteiltes Netzwerk die durchgeführten Transaktionen selbst verifiziert. Die entsprechenden Prozesse sollen alle Nutzer letztlich in Echtzeit verfolgen und sich so von der Hieb- und Stichfestigkeit der Ergebnisse überzeugen können.

Bei einer Blockchain handelt es sich um ein verteiltes, in der Regel offenes Transaktionsregister, über dessen validen Zustand sich die Beteiligten mithilfe von Peer-to-Peer-Technologien (P2P) und Verschlüsselung überzeugen können. In Moskau soll im Rahmen des von der Stadtregierung am Anfang der Woche angekündigten Pilotprojekts nun jeder Nutzer Teil der Blockchain für die E-Voting-App als Knoten im entsprechenden P2P-Netz werden können. Jede Abstimmung wird dem Plan nach als "smarter Vertrag" mit fester Programmierungslogik angelegt, der öffentlich einsehbar ist. Die Resultate sollen in einem Register zu allen durchgeführten Voten abgelegt werden, die in dem Netzwerk stattgefunden haben. So will die Verwaltung garantieren, dass keine Daten verloren gehen oder nachträglich verändert werden.

Die Moskauer Behörden haben nach Angaben des federführenden IT-Referats beschlossen, dass die bestehende Architektur für das Online-Wahlsystem zunächst beibehalten und mit einer Blockchain-Technik auf Basis des Ethereum-Systems verbunden wird. Während des Probebetriebs sollen die Stimmabgaben über die App beziehungsweise die Webseite an den bisherigen Server und gleichzeitig zu der bisher eingesetzten Standard-Datenbank sowie in die neue Blockkette übertragen werden. Damit will die Verwaltung die Verfügbarkeit des Systems, die Verträglichkeit künftiger Updates, die Geschwindigkeit der Datenverarbeitung die korrekte Synchronisierung der Netzknoten überprüfen. Wird der Test bestanden, ist geplant, die gesamten Daten mit Blockchain-Technologie zu speichern und das Verfahren auf andere kommunale IT-Projekte auszudehnen. Auch Kosten sollen so gespart werden.

Moskaus Chief Information Officer (CIO), Artem Ermolaev, zeigte sich überzeugt, mit dem Experiment "das Vertrauen zwischen den Bürgern und der Regierung stärken" zu können. Es handle sich um die erste großflächige städtische Initiative weltweit, mit der E-Voting mit der Blockchain unterfüttert werden solle. Laut offiziellen Angaben nutzen mittlerweile 1,9 Millionen Moskowiter die Bürgerplattform im Rahmen einer umfassenden "Smart City"-Initiative. Sie haben sich darüber etwa für Tempolimits im Stadtzentrum, strengere Auflagen für Bautätigkeiten während der Nacht oder die Erweiterung von Fahrradwegen ausgesprochen. Politische Wahlen werden nicht über die Anwendung abgewickelt. Ganz die ersten sind die Moskauer mit dem Blockhain-Vorhaben nicht: Die dänische Liberale Allianz nutzte die Technologie schon 2014 für eine elektronische Abstimmung. (kbe)