Netzwerk mit Online-Shops für Designer-Drogen zerschlagen

139 Polisten haben in einer Razzia vier Männer festgenommen, die über das offene Internet mit Drogen gehandelt haben. Sie sollen mehrere tausend Kunden gehabt haben.

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Netzwerk mit Online-Shops für Designer-Drogen zerschlagen

Die neuen psychoaktiven Substanzen werden fälschlich als "Legal Highs", "Herbal Highs" oder "Research Chemicals" bezeichnet.

(Bild: dpa/Fredrik von Erichsen)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Jens Albes
  • dpa

Ermittler haben ein Netzwerk von 13 Online-Shops für Designer-Drogen mit einem mutmaßlichen Millionengewinn zerschlagen. Bei einer Razzia mit 139 Polizisten am vergangenen Donnerstag in Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen wurden vier Männer festgenommen, wie die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz und die Kripo Betzdorf am Montag mitteilten. Die Bande soll mehrere tausend Kunden gehabt haben.

In den zwölf durchsuchten Objekten der zehn Beschuldigten stellten die Ermittler große Mengen verbotener psychoaktiver Substanzen sowie Computer, Handys und Datenträger sicher. Beschlagnahmt wurde Vermögen in Höhe von fast 2,5 Millionen Euro, unter anderem in Form von Grundstücken und mehreren, teils teuren Autos. Hinzu kamen Bargeld und Bankkonten. Die Razzia überraschte Beschuldigte im rheinland-pfälzischen Kreis Altenkirchen sowie im Raum Duisburg, Oberhausen, Höxter und Gießen. Die vier geschnappten Männer im Alter von 29, 39, 48 und 58 Jahren schwiegen vor dem Haftrichter. Nun sitzen sie in Untersuchungshaft.

Die Bande soll ihre Designer-Drogen in großem Stil über das offen zugängliche Internet vertrieben haben. Der Koblenzer Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer bezeichnete dies als "besonders perfide und dreist". Andere Drogengeschäfte werden oft über das Darknet abgewickelt.

Die bestellte Ware wurde auf dem Postweg ausgeliefert – zuletzt jeden Tag mit weit mehr als 100 Päckchen und Paketen. Die Kunden zahlten den Angaben zufolge per Vorkasse oder Nachnahme. Die mutmaßlichen Dealer sollen dafür zahlreiche Bankkonten im In- und Ausland eingerichtet haben. Ihre Grammpreise für "Kräutermischungen" und andere Designer-Drogen reichten den Ermittlungen zufolge von 12 bis 30 Euro.

Künstlich hergestellte psychoaktive Substanzen können laut der Landeszentrale Cybercrime der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz überaus gefährlich sein. Mangels klinischer Studien seien die Folgen oft unklar. Der Wirkstoffgehalt synthetischer Rauschmittel sei um ein Vielfaches höher als bei herkömmlichem Cannabis. Die Zahl der Todesfälle nach ihrem Konsum sei in Deutschland in der jüngeren Vergangenheit auf 98 im Jahr 2016 hoch geschnellt. (anw)