Alcatel wittert UMTS-Verzug - und Qualcomm trommelt mit

Der Telecom-Ausrüster Alcatel befürchtet lange Verzögerungen bei der UMTS-Einführung. Konkurrent Qualcomm sieht CDMA2000 im Vorteil.

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Von
  • Klaus Peeck

Der französische Telekommunikationsausrüster Alcatel befürchtet Verzögerungen bei der UMTS-Einführung um mindestens 3 Jahre. Nach Einschätzung von Michel Rahier, Chef der Mobilfunksparte bei Alcatel, würden danach auf Grund des bislang unterschätzten Entwicklungsbedarfs für Endgeräte die UMTS-Dienste kaum vor 2005 ihren Betrieb aufnehmen. Bis zur Etablierung eines Massenbetriebs könne es sogar noch bis zum Jahr 2007 dauern.

Eine ähnliche Entwicklung zeichne sich bereits bei Endgeräten für den derzeit lancierten "Zwischenstandard" GPRS ab. Dafür habe auf dem derzeit in Cannes stattfindenden "GSM World Congress" von den weltweit führenden Herstellern lediglich Motorola eine Kombination aus Handy und Taschencomputer vorgestellt. Nokia und Ericsson hätten keine Neuheiten präsentieren können.

Der US-Mobilfunkausrüster Qualcomm nutzte diese Gelegenheit und trommelte gegenüber der Financial Times für den von ihm promoteten Konkurrenz-Standard CDMA2000: Die Entwicklung von Endgeräten nach CDMA2000-Standard verlaufe planmäßig, und schon Ende dieses Jahres sei die Technik reif für die Massenproduktion. Qualcomms Adressaten sind dabei vor allem Mobilfunkanbieter, die in den USA heute Dienste nach dem CDMA-Standard anbieten und zum Umstieg auf das 3G-Verfahren CDMA2000 bewegt werden sollen. Sollten die Aussagen von Qualcomm zum Zeitplan zutreffen, droht der planmäßigen 3G-Einführung in den USA dennoch Gefahr durch die schleppend verlaufende Freigabe der benötigten neuen Mobilfunk-Frequenzen, die derzeit vor allem vom US-Militär belegt werden.

Die düstere Einschätzung Alcatels und des UMTS-Konkurrenten Qualcomm wird im Branchenumfeld übrigens nicht einhellig geteilt. Falk Müller-Veerse vom Beratungsunternehmen Durlacher Research äußerte gegenüber der Financial Times Deutschland die Ansicht, der UMTS-Standard werde im Jahre 2003 starten können. 18 Monate später werde das Geschäft laufen. Er begründete diesen verhaltenen Optimismus mit der Tatsache, dass japanische Endgerätehersteller bereits in diesem Jahr reine UMTS-Geräte auf den Markt brächten. Außerdem könne der Schritt zu kombinierten UMTS- und GSM-Geräten dann nicht mehr weit sein. Zudem seien von Seiten der Netzausrüster keine Meldungen über Zeitverzögerungen bekannt – so kündigte die Netzwerk-Division von Nokia die Auslieferung von Bauteilen für UMTS-Netze für die zweite Hälfte 2001 an. Einem Netzaufbau im Laufe des Jahres 2002 stehe daher nichts entgegen.

Das Hauptproblem bei der Durchsetzung des UMTS-Standards liege mittelfristig ohnehin nicht auf der technischen Seite, gab der Vertreter von Durchlacher Research zu bedenken. Es liege eher darin, den Kunden annehmbare Preise anzubieten, damit diese die Angebote auch nutzen. Volumen-Angebote wie beim derzeitigen GPRS-Standard, die teilweise mit 9 Pfennig oder auch weit mehr je zehn Kilobyte zu Buche schlagen, seien unannehmbar. Das Zögern der Mobilfunkanbieter sei in dieser Hinsicht riskant. Schließlich warte die gesamte Finanzwelt darauf, ob GPRS ein Erfolg wird, und wolle daraus auch Prognosen über den Erfolg von UMTS ableiten. (klp)