Frührente: NSA-Chef Mike Rogers will bald gehen

Der Direktor des technischen US-Geheimdiensts NSA, Mike Rogers, hat in einem internen Rundschreiben angekündigt, im Frühjahr den Hut zu nehmen. Er war 2014 nach den Snowden-Enthüllungen an die Behördenspitze gelangt.

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Michael Rogers

Admiral Michael S. Rogers leitet die NSA, den Militärgeheimdienst CSS und das militärische US Cyber Command.

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Die Gerüchteküche brodelte seit Langem, nun herrscht Gewissheit: Der Chef der von Skandalen erschütterten National Security Agency (NSA), Michael "Mike" Rogers, wird im Frühling vorzeitig seinen Job an den Nagel hängen. Der 58-Jährige habe in einem internen Rundschreiben angekündigt, in wenigen Monaten in Frührente gehen zu wollen, war laut Medien- und Agenturberichten aus Geheimdienstkreisen zu hören. Weiter hieß es, dass US-Präsident Donald Trump noch im Januar einen Nachfolger benennen werde. Für den Posten im Gespräch sind unter anderem die Generalleutnants William Mayville (US Army) und Vincent R. Stewart (US Marines).

Zu den offiziellen Gründen für das Ausscheiden Rogers' wurde zunächst nichts bekannt. Ex-US-Präsident Barack Obama hatte den Admiral im April 2014 an die Spitze der NSA gehievt. Er sollte vor allem die von den Snowden-Enthüllungen 2013 ausgelöste Geheimdienstaffäre aufarbeiten, die für diplomatische Verstimmungen etwa mit Brasilien und Deutschland sorgte. Rogers' Amtszeit war aber ebenfalls von umfassenden "Leaks" und Sicherheitslücken geprägt, die der IT allgemein schadeten. So prahlte die mysteriöse Hackergruppe "Shadow Brokers" 2017 damit, die Kronjuwelen der Cyber-Angriffswerkzeuge der NSA in Händen zu haben. Teile davon bot sie übers Internet zum Verkauf an, Proben gab sie kostenlos ab.

Nach wie vor ist unklar, wie dem Geheimdienst diese mächtigen Online-Waffen abhanden kommen konnten und wer hinter dem GAU steckt. Die Stimmung vieler Mitarbeiter ist daher schlecht: Viele Entwickler und Analysten verlassen die Behörde und nehmen lukrativere Jobs in der Wirtschaft an. Rogers war als NSA-Leiter nicht nur für die IT-Sicherheit der US-Behörden zuständig, sondern auch das US-Cyberkommando, bei dem es um die elektronische Kriegführung geht. Gefangen in dieser Doppelrolle äußerte sich der Admiral immer wieder zwiespältig zur Rolle von Verschlüsselung: Einerseits warb er für deren Einsatz und war gegen eine gesetzliche Pflicht für Hintertüren, andererseits machte er Krypto-Messenger 2016 für die Pariser Anschläge mit verantwortlich.

Als ambivalent lässt sich auch Rogers' Verhältnis zu Trump beschreiben. Er gehörte zu den Geheimdienstschefs, die dem Präsidenten Anfang Januar vorigen Jahres einen belastenden Bericht zur mutmaßlichen Einmischung Russlands in den US-Wahlkampf servierten. Anders als seine Mitstreiter hielt sich der NSA-Chef aber zunächst im Amt. Inwiefern das Weiße Haus auf seine Entscheidung Einfluss hatte, den Posten nun doch zu räumen, ist bislang nicht nach außen gedrungen. (ea)