CES

Pico Neo ausprobiert: Autarkes VR-Headset mit Positions- und Handcontroller-Tracking

Der chinesische Hersteller Pico will das erste autarke VR-Headset mit vollständigem Positions- und Handcontroller-Tracking auf den Markt bringen. Wir haben das Pico Neo auf der CES ausprobiert.

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Pico Neo ausprobiert: Autarkes VR-Headset mit Positions- und Handcontroller-Tracking

(Bild: heise online / jkj)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen

Mobile VR-Headsets konnten bislang kein (beziehungsweise nur sehr begrenztes) Positionstracking. Handcontroller wurden ebenfalls nicht im Raum erfasst. Die autarke VR-Brille Pico Neo macht beides möglich – ohne dass man Smartphone, PC oder Spielkonsole anschließen muss. Im Gehäuse stecken zwei 3,5-Zoll-LC-Displays mit einer Auflösung von jeweils 1440 × 1600 Pixeln sowie ein Qualcomm-Snapdragon-835-SoC mit 4 GByte RAM. 64 GByte Flash-Speicher sind integriert, obendrein gibt es einen SD-Karten-Slot. Zwei Handcontroller werden mitgeliefert.

Durch das Positionstracking und die im Raum erfassten Handcontroller wäre es theoretisch möglich, VR-Anwendungen für die großen VR-Systeme (HTC Vive, Oculus Rift, PSVR, Windows MR) ohne Anpassung des Bedienkonzepts auf ein autarkes Headset zu bringen (gegebenenfalls mit verringerten Grafikdetails).

Ergonomisch haben wir am Pico Neo wenig auszusetzen, das Headset trägt sich angenehm.

Theoretisch – während eines Probelaufs auf dem Pico-CES-Messestand fielen sofort grobe Fehler ins Auge. So zitterten die Handcontroller in VR nicht nur stark, sondern befanden sich auch häufig an falscher Position. Getrackt werden die Controller übrigens nicht wie zum Beispiel bei Windows MR über die Kameras im Headset, sondern über Ultraschall: Die Controller senden unhörbare Töne aus, mit denen das System die Position erkennt. Entwickelt wurde diese Technik vom US-Unternehmen Chirp Microsystems. Bis zum Starttermin Ende Januar will Pico das Tracking noch optimieren.

Auch das Positionstracking funktioniert nicht ganz sauber: Bei schnellen Bewegungen scheint die Latenz zu steigen, so dass eine deutliche Verzögerung zu spüren ist. Schön allerdings: Das Positionstracking funktioniert über größere Distanzen, das Tracking riss im Probelauf auch dann nicht ab, als wir den Messestand längst verlassen hatten. Gefährlich ist jedoch, dass Hindernisse in der echten Welt in VR nicht angezeigt werden, offenbar lässt sich auch vorab kein sicherer Bereich festlegen.

Die Bild- und Linsenqualität ist ordentlich: Dank der vergleichsweise hochauflösenden Displays sind wenig Pixel zu erkennen, auch andere Artefakte sind uns nicht aufgefallen. Pico gibt an, dass das Headset mit 90 Hz läuft.

Vorerst kann der Nutzer ausschließlich auf den Pico-eigenen Appstore zugreifen, in dem bislang nicht sonderlich attraktive Apps angeboten werden – obendrein dürften die meisten davon auf Pico Goblin optimiert sein, ein Headset, das nur 3DOF (drei Grade der Freiheit, also kein Positionstracking) unterstützt.

Der chinesische Hersteller will das Pico Neo bereits ab Ende des Monats für 749 US-Dollar auf den Markt bringen, allerdings vorerst nur an Geschäftskunden. (jkj)