Friedensstiftung: G20-Vertrag soll staatliche Hacker einschränken

Die G20-Staaten sollen sich dazu verpflichten, das globale Finanzsystem nicht zu manipulieren. Das schlägt die Carnegie-Stiftung für internationalen Frieden vor. Beim Geld gäbe es schließlich die größten Gemeinsamkeiten.

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Riesiger Runder Tisch um den Männer in dunklen Abzügen sitzen

G20-Treffen im Kreml (2013)

(Bild: kremlin.ru CC BY 4.0)

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Die EU und die weiteren G20-Mitglieder sollen sich in einem multilateralen Abkommen dazu verpflichten, die Integrität der Finanzdaten nicht durch Angriffe auf IT-Systeme zu beeinträchtigen. Weitere Staaten könnten dann dem Abkommen beitreten. Diesen Vorschlag der Carnegie-Sitftung für internationalen Frieden hat der Pfälzer Politikwissenschaftler Tim Maurer am Mittwoch auf der Konferenz Usenix Enigma präsentiert.

19 Staaten und die EU bilden die G20. Den Vorsitz führt gegenwärtig Argentinien.

"Das globale Finanzsystem unterscheidet sich von allen anderen globalen Infrastrukturen", erläuterte Maurer, "[Beim Geld] haben die Staaten mehr gemeinsame Interessen." Außer Nordkorea und bisweilen dem Iran würde kaum ein Regime das globale Finanzsystem stören wollen. Außerdem sei das Finanzsystem mit allen anderen Systemen verbunden. Ausfälle oder Fehlfunktionen könnten also einen Dominoeffekt haben, so Maurer. Er ist Co-Direktor der Cyber Policy Initiative der Stiftung.

Neben dem Hackverbot soll das Abkommen drei weitere Grundpfeiler aufweisen: Eine Verpflichtung zur Zusammenarbeit im Falle entdeckter Manipulationen, einen Verzicht auf hackende Stellvertreter, und die Vorhaltung von Systemen zur Verifizierung und Durchsetzung der Datenintegrität. "Bei den Finanzinstituten sind bereits viele solcher Systeme im Einsatz", sagte Maurer, weshalb kaum Zusatzaufwand erforderlich wäre.

Ein Verbot der Spionage würde der vorgeschlagene Vertrag nicht beinhalten. "Das würde die Staaten entweder davon abhalten, dem Abkommen beizutreten, oder sich daran zu halten", so Maurer. Entscheidend sei, dass die kritischen IT-Systeme des Finanzwesens weiterliefen.

Tim Maurer, Co-Director der Cyber Policy Initiative, Carnegie Endowment for International Peace, auf der Usenix Enigma 2018

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Auch Kryptowährungen kommen in dem Vorschlag vorerst nicht vor. "Das ist eine noch zu unausgereifte Technik", meint Maurer, "Aber die letzten Monate waren sehr interessant. Große Geldinstitute interessieren sich für Kryptowährungen. Die kommenden Monate werden zeigen, wie Staaten damit umgehen."

Der Deutsche ist überzeugt, dass sein Vorstoß Aussicht auf Erfolg hat. Im Rahmen der Vereinten Nationen hätten bereits zwanzig Staaten ähnliche Absichten bekundet, und im Hamburger Aktionsplan haben sogar die G20 im Juli selbst anerkannt, dass die böswillige Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnik die Finanzstabilität gefährden könnte.

Usenix Enigma ist eine jährliche Konferenz, die sich mit gegenwärtigen und sich anbahnenden Bedrohungen an der Schnittstelle von Gesellschaft und Technik befasst. Sie findet diese Woche mit gut 400 Teilnehmern im kalifornischen Santa Clara statt. Es ist die dritte Auflage der Veranstaltung.

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(ds)