Impfmuffel beim Tierarzt

Das Misstrauen gegenüber Impfstoffen hat in Amerika die Halter von Hunden erreicht. Veterinäre warnen.

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Ist es denkbar, dass Hunde Autismus entwickeln? Das Thema hat die Forschung in den vergangenen Jahren immer wieder beschäftigt, doch abschließend geklärt ist es nicht. Könnte etwa ein Bull Terrier, der immer wieder seinem Schwanz hinterher jagt (und das womöglich stundenlang), einen dem Asperger-Syndrom beim Menschen ähnlichen Phänotyp haben? Oder sind Erkrankungen im Autismus-Spektrum bei Vierbeinern doch eher reine Einbildung ihrer Besitzer, da das Gehirn von Canis lupus familiaris so ganz anders arbeitet als das des Menschen?

In den USA scheinen Presseberichten zufolge einige Herrchen und Frauchen stark davon überzeugt zu sein, dass ihr Bello oder Hasso tatsächlich an der Entwicklungsstörung leidet. Was sich zunächst noch harmlos für die Volksgesundheit anhört – vulgo: was interessiert mich das Asperger-Syndrom des Beagles meiner Nachbarn –, ist es leider nicht. Denn wie schon beim Menschen scheint sich in manchen Gegenden des Landes eine neue Form der Impfskepsis zu entwickeln, die nun nicht Kinder, sondern das (oft genauso geliebte) Heimtier erfasst.

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Wir erinnern uns: Einer der Gründe, warum Masern wieder auf dem Vormarsch sind, obwohl sie längst ausgerottet seit könnten, ist die Tatsache, dass eine nicht kleine Menge von Eltern füchtet, Impfungen könnten Autismus auslösen. So sehr die Forschung dies auch widerlegt hat, die "Anti-Vaxxer" finden ein Gegenargument. Und machen damit die Herdenimmunität zunichte.

Der Trend erreicht – zumindest in "Hipster"-Gegenden wie dem New Yorker Stadtteil Brooklyn – mittlerweile Medienberichten zufolge auch Hundebesitzer. So gab es bereits im Herbst erste Meldungen, wonach es in einigen Tierkliniken Proteste hagelt, wenn Welpen geimpft werden sollen. Eine Tierärztin sagte der "New York Post", sie habe eine Frau mit autistischem Kind getroffen, die selbst an einer Immunkrankheit leide und ihrem Hund extra seine Portion "Shots" nicht geben wollte. "Die hatte einen sehr ganzheitlichen Ansatz." Argumente hätten nichts geholfen.

Auch das direkte Argument, das in manchen Impfstopfen enthaltene Konservierungsmittel, in dem (auch) Quecksilber steckt, könne geistige Beeinträchtigungen hervorrufen, wird beim Hund wie beim Kind hervorgeholt.

Wer seinen Hund nicht gegen Tollwut impft, riskiert seine eigene Infektion, sollte sich Bello irgendwo anstecken. Auch andere Zoonosen, gegen die standardmäßig geimpft wird, existieren, wie etwa die Leptospirose, die auch den Menschen befallen kann. Der Hund bekommt schwere Nierenschäden, wenn er etwa infiziertes Wasser aufnimmt, dem Menschen drohen eine Hirnhautentzündung, Gelbsucht, Nieren- und Herzerkrankungen.

(bsc)