Warnung von Ex-Mitarbeitern: Facebook, Google & Co. machen süchtig und gefährden die Gesellschaft

Die Kritik an den großen US-Internetdiensten wird immer lauter. Eine ganze Reihe ehemaliger Mitarbeiter hat sich nun verbündet, um deutlich zu machen, wie Facebook & Co. uns geradezu süchtig machen. Die Regeln müssten deswegen geändert werden.

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Warnung von Ex-Mitarbeitern: Google, Facebook & Co. machen süchtig und gefährden die Gesellschaft

(Bild: KristopherK)

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Mehrere Vertreter des Silicon Valley haben sich zusammengeschlossen, um gegen die Gefahren sozialer Netzwerke vorzugehen. Dafür haben sie das "Center for Humane Technology" gegründet, fasst die New York Times zusammen. Gemeinsam mit anderen Organisationen wollen sie demnach unter anderem eine millionenschwere Kampagne auflegen, um vor den Suchtgefahren durch Social Media zu warnen. Von den Entwicklern und Anbietern fordern sie ein am Menschen ausgerichtetes Design, das sich unserer Angreifbarkeit bewusst ist und diese nicht ausnutzt. Dafür müssten aber die Regeln geändert werden, denn derzeit lohne es sich für Youtube, Facebook, Snapchat, Twitter & Co., mit allen Mitteln um unsere Aufmerksamkeit zu konkurrieren.

Auf ihrer Website fassen die Aktivisten zusammen, welche Gefahren die sozialen Netze ihrer Meinung darstellen. Anders als in der Vergangenheit könnten wir uns diesmal nicht einfach daran gewöhnen, ohne dass das massive negative Konsequenzen hätte, warnen sie. Denn soziale Netze kämpften mit allen Mitteln um unsere Aufmerksamkeit – ihr Geschäftsmodell lasse ihnen gar keine Wahl. Ob und wie uns das verändere, sei unerheblich. Snapchat etwa mache aus Gesprächen die sogenannten Streaks. Das heißt, die Nutzer können sehen, wieviele Tage infolge sie mindestens einmal täglich mit einem Kontakt kommuniziert haben. Hier ist das Ziel natürlich eine möglichst hohe Zahl, wodurch sich die Art und Weise verändere, mit der Kinder den Grad einer Freundschaft bemessen.

Instagram glorifiziere ein bildschönes Leben und untergrabe das Selbstwertgefühl der Nutzer, kritisieren sie. Facebook trenne uns in Echokammern und fragmentiere unsere Gemeinschaften. Youtube spiele automatisch immer noch ein Video mehr, selbst wenn es Zeit zum Schlafen sei. All diese und ähnliche Produkte seien nicht neutral sondern Teil eines Systems, das uns süchtig machen solle. Damit untergrabe es Grundpfeiler unser Gesellschaft, fassen sie zusammen: Wir könnten uns immer schwerer von den Geräten lösen und Kinder würden immer mehr zum Vergleich mit anderen gedrängt.

Diese teils drastischen Vorwürfe kommen von Personen, die es wissen dürften: Tristan Harris, der das Center for Humane Technology mitgegründet hat, arbeitete einst als Designethiker bei Google. Justin Rosenstein erfand bei Facebook den Like-Button, der nicht von ungefähr zum wichtigsten Symbol des sozialen Netzwerks geworden ist. Roger McNamee gehörte zu den frühen Investoren bei Facebook, Electronic Arts und Yelp. Randima Fernando arbeitete jahrelang bei Nvidia. Der Lyft-Präsident John Zimmer unterstützt das Projekt genauso wie Natasha Schüll, die das Buch "Addiction by Design" verfasst hat. Sie alle gesellen sich nun zu den immer lauter werdenden Stimmen, die vor den immensen Folgen warnen, die der stetige Kampf um Aufmerksamkeit haben könnte. (mho)