„Politisches Statement“: Biohacker überträgt Eigen-Injektion von Viren-DNA im Internet

Auf einer Konferenz und über das Internet vor aller Welt hat sich der CEO eines Biotech-Unternehmens selbst eine Spritze mit Erbmaterial gesetzt, das gegen Herpes helfen soll. Selbst andere Biohacker kritisieren das.

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„Politisches Statement“: Biohacker überträgt Eigen-Injektion von Viren-DNA im Internet

(Bild: Screenshot Facebook Live)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Sascha Mattke

Aaron Traywick, CEO des Biotech-Unternehmens Ascendance Biomedical, hat sich auf einer Konferenz im US-Bundesstaat Texas selbst eine Spritze gesetzt, die nach seinen Angaben abgeschwächte Herpes-Viren enthielt, und die Aktion bei Facebook Live gestreamt. Er gehört zu einer Bewegung von Menschen, die ohne viel medizinisches Wissen mit Gentherapien experimentieren. Damit war der Auftritt nur das neueste Beispiel für eine Selbst-Injektion durch so genannte Biohacker, die im Internet angebliche Therapien aus DNA-Strängen bestellen und sich selbst verabreichen. Das berichtet Technology Review online in „Live-Spritze mit Herpes-DNA“.

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Wie Traywick anschließend gegenüber der US-Ausgabe von Technology Review sagte, ist sein Aufritt als politisches Statement zu verstehen: „Die Therapien, die wir entwickeln, haben das Potenzial, Privatleuten ohne Beteiligung eines Arztes oder der Gesundheitsbranche die Möglichkeit zu geben, Therapien selbst zu entwickeln und sich selbst zu verabreichen“, erklärte er. Allerdings gibt es bislang keine Belege dafür, dass die Therapien von Ascendance funktionieren – und nicht einmal sehr viele Informationen darüber, woraus sie bestehen. In einem Interview sagte Traywick, er wolle sich selbst einen „lebendigen abgeschwächten Herpes-Virus mit einem fehlenden Protein“ injizieren. Nach anderen Berichten enthielt die Injektion manipulierte Exemplare des DNA-Codes des Virus.

Sogar andere Biohacker äußerten Kritik. In einem Facebook-Beitrag am 4. Februar schrieb Josiah Zayner, ein DIY-Biologe und CEO von The Odin, Ascendance führe die Öffentlichkeit massiv in die Irre und lasse die Biohacker-Community aussehen wie „idiotische Scammer“. Wie Zayner sagt, bereut er inzwischen, dass er im vergangenen August eine öffentliche Injektion des Gen-Editierwerkzeugs CRISPR bei sich vorgenommen hat, die er ebenfalls live im Internet übertrug.

Mehr dazu bei Technology Review online:

(sma)