Flipper an Erde: Können Sie mich hören?

Naturwissenschaftler arbeiten auf Hawaii an der Kommunikation zwischen Mensch und Delphin. Der Computer soll dabei helfen.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Sven Hansen

Delphine sind intelligent, so sagt man. Wäre es da nicht von Vorteil, wenn man mit ihnen direkt kommunizieren könnte? Wissenschaftler der 1976 in Hawaii gegründeten Earthtrust-Initiative arbeiten im Rahmen des Projektes Delphis an einer neuen Sprache, die den Menschen den Informationsaustausch mit den intelligenten Säugern ermöglichen soll. Was sich wie eine Phantasie aus der Fernsehserie Seaquest anhört, ist aber ein ernsthaftes Projekt, bei dem Computer eine verbindende Funktion übernehmen sollen.

"Wir haben eine Kunstsprache entwickelt, in der Worte als eine Abfolge von Pfeiftönen abgebildet werden", sagt Dr. Ken Marten, seit 1985 Leiter des Projektes Delphis. Um Missverständnisse mit den Delphinen von vornherein auszuschließen, wurden bewusst Töne gewählt, die außerhalb des sonst von den Delphinen eingesetzten Tonbereichs liegen: "Wir wollten den Tieren nicht versehentlich sagen, dass sie abhauen sollen."

Um eine Kommunikation mit den Tieren zu ermöglichen, arbeitete das Team um Marten zunächst an einem "Akustik-Joystik". Über ein Mikrofon wurden die Äußerungen der Delphine aufgenommen und analysiert. Die Tiere hatten so die Möglichkeit, den Bildschirminhalt, den sie durch eine Glasscheibe im Aquarium beobachten konnten, zu beeinflussen. Die datentechnische Verarbeitung der Delphin-Laute erwies sich allerdings bald als zu komplex; zudem verloren die Delphine schnell das Interesse an dem System.

Zusammen mit dem texanischen Touchscreen-Spezialisten Carroll-Touch arbeitete man zudem an der Entwicklung eines "delphingerechten" Interface. 1994 wurde der erste Delphin-sichere Touchscreen in Betrieb genommen. Innerhalb des Aquariums befinden sich am Rahmen eines Sichtfensters um 45 Grad abgewinkelte Spiegel. Laborseitig sind Infrarotsender und –empfänger angebracht, die durch die Glasscheibe hindurch ein Infrarotgitter bilden. Ein Computermonitor steht direkt vor der Scheibe. Nähert sich ein Delphin dem Monitor, unterbricht er einen Abschnitt des Infrarot-Gitters, und die Position seiner Schnauze kann so bestimmt werden.

Durch den Touchscreen können die Wissenschaftler mit den Delphinen interagieren. Um dem Vorwurf der bloßen "Dressur" von vornherein entgegenzutreten, wird auf jegliche Belohnung durch Futter grundsätzlich verzichtet. Die Auseinandersetzung der Delphine mit der Anordnung findet somit auf "freiwilliger" Basis statt. Eine der ersten Anwendungen für den Touchscreen war eine Art Jukebox: Den Delphinen wurden auf dem Bildschirm verschiedene Symbole angeboten; je nachdem, welches Symbol sie berührten, wurden ihnen unterschiedliche akustische oder optische Reize übermittelt.

Über das System sollen die Delphine nun die neue Kunstsprache erlernen. Zunächst werden in einer Präsentationsphase verschiedenen Gegenständen verschiedene Klangfolgen zugeordnet. Der Touchscreen erlaubt es später, die neuen "Vokabeln" in Form einer einfachen Zuordnungsaufgabe interaktiv abzufragen. Nach dem Erlernen eines Grundvokabulars soll es dann an komplexere Sinnstrukturen gehen. Projektleiter Ken Marten zeigt sich optimistisch: "Sicherlich handelt es sich hier um eine große Aufgabe. Ich denke aber, dass wir innerhalb von 10 Jahren eine Kommunikation zwischen Menschen und Delphinen herstellen können." (sha)