init – der Wochenausblick: Darwin, Pluto und der Karneval

Im Rheinland beginnt die Woche im Karneval. Mit dem Aschermittwoch kehrt dann die Realität zurück. Wichtigster Event der Woche ist die Münchner Sicherheitskonferenz. Kommt der Siggi oder kommt er nicht?

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init – der Wochenausblick
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Inhaltsverzeichnis

Montag ist Darwin-Tag und Rosenmontag. Darwin-Tag, weil Charles Robert Darwin am 12. Februar 1809 geboren wurde. Seine Beiträge zur Evolutionstheorie machten den Geologen zum anerkannten Naturwissenschaftler. Sein Name ist deshalb mit vielen Kürzeln versehen: FRS, FRGS, FLS, FZS. Das F steht dabei stets für "Fellow of the" und danach folgen Royal Society, die Royal Geographical Society, die Linnean Society of London und die Zoological Society of London. 1859 veröffentlichte Darwin "On the Origin of Species" und bereits zehn Jahre später war seine Theorie von Evolution und Selektion in der Wissenschaft und der Öffentlichkeit anerkannt. Heute denkt man vor allem an den Darwin Award, der sich aus Diskussionen in Usenet-Newsgruppen Mitte der 80er-Jahre entwickelte. Die Ehre wird Individuen zuteil, die den Genpool der Menschheit verbessern, in dem sie sich durch Tod oder Sterilisierung aus selbem entfernen.

Am Rosenmontag könnten sich im Alkoholnebel des Rheinlands durchaus neue Kandidaten für diese Ehrung finden. Die Autorin Sophie Passmann fand in Köln ein interessantes Schild: "Pipi machen 1 €. Kölsch trinken und Pipi machen nur 1,60 €." Vorsicht! Es besteht Verwechslungsgefahr mit "Pipi trinken und Kölsch machen".

Man darf auch gespannt sein, was sich die SPD für den Karneval vorgenommen hat. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil hatte das Ende der Koalitionsverhandlungen noch so kommentiert: "Wenn wir noch einen halben Tag länger gemacht hätten, dann hätten die uns wahrscheinlich das Kanzleramt auch noch gegeben." Seitdem hat Martin Schulz der langen Liste der Ämter, die er nicht bekleidet, ein weiteres hinzugefügt: EU-Kommissionspräsident, Kanzler, Oppositionsführer, Außenminister und demnächst Parteivorsitzender. Während die Jusos durch Deutschland touren, um die Mitglieder zu einem Nein zu bewegen, schaut die ganze Führungsriege wie Coyote Carl aus, der schon über die Klippe gelaufen ist, aber noch in der Luft hängt, bis er den Abgrund unter sich bemerkt.

Während das Rheinland im Rausch ist, wird im kalifornischen Half Moon Bay ab Montag schon wieder gearbeitet. Oder zumindest über neue Arbeit geredet. Die New York Times veranstaltet ihren New Work Summit. Das muss man zweimal lesen, um das New Work aus dem New York herauszuarbeiten. Die Themen der Konferenz sind sehr spannend. Jeff Wilke, CEO Worldwide Consumer bei Amazon, referiert über die Bedeutung von AI bei Produktempfehlungen bis zu allen möglichen autonomen Systemen. John Krafcik, CEO von Waymo, spricht über die Herausforderung bei der Entwicklung autonomer Fahrzeuge. Bei dieser Entwicklung werden viele Arbeitsplätze verloren gehen, ein Thema mit dem sich Prof. Robert B. Reich von University of California at Berkeley beschäftigt. Vom bedingungslosen Grundeinkommen bis zu Maschinensteuern reicht das Instrumentarium der Politik, um die digitale Spaltung der Gesellschaft zu überwinden.

Am Faschingsdienstag beginnt in Valencia die dreitägige FTTH Conference (Fiber to the Home). Mit 3000 Teilnehmern aus 94 Ländern ist die Veranstaltung nach eigener Einschätzung der führende Treffpunkt für Breitbandanbieter.

Am Aschermittwoch beginnt in Deutschland dann wieder der Ernst des Lebens: Es ist Valentinstag. Die Wirtschaft braucht alle sechs Wochen einen Konsumimpuls und da passt der Tag so schön zwischen Weihnachten und Ostern. Dass er dieses Jahr nun ausgerechnet auf den Aschermittwoch fällt, ist durchaus praktisch. Mit kleinen Aufmerksamkeiten kann man vielleicht Abbitte leisten für die tollen Tage.

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Seit mehr als 25 Jahren schreibt Volker Weber (vowe) für c't, iX und heise online. Jeden Montag initialisiert er die vor uns liegende IT-Woche mit einem ganz persönlichen Überblick über die wichtigsten Termine, liefert Einschätzungen und auch so manche spitze Randbemerkung.

Traditionell beginnt am Aschermittwoch die kirchliche Fastenzeit: 40 Tage des Verzichts auf Fleischspeisen und Alkohol, womit an die 40 Tage erinnert werden soll, die Jesus in der Wüste verbrachte. Die sechs Sonntage sind fastenfrei, mit denen der gesamte Zeitraum eigentlich 46 Tage umfasst. Das Rezitieren der Bibelstelle "Bedenke Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst" (Gen. 3, 19) weist auf die Auferstehung Jesu hin, die mit Ostern das höchste aller christlichen Feste und das Ende der Fastenzeit darstellt. Die Redewendung "Asche auf mein Haupt" geht auf diese kirchliche Tradition zurück. Die Parteien in Deutschland begehen den "politischen Aschermittwoch" und da gibt es dieses Jahr einiges zu diskutieren.

Am Donnerstag veranstaltet das Hasso-Plattner-Institut (HPI) die vierte Industrie 4.0-Konferenz und betrachtet dabei Fragen zur Digitalisierung aus wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Perspektive. An der Veranstaltung nehmen Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft teil und sprechen über neue Entwicklungen im "Internet der Dinge".

In Darmstadt gibt es einen CAST-Workshop mit dem Thema "PKI in a Nutshell". Mit 25 Teilnehmern eine sehr übersichtliche Veranstaltung, in der vielleicht aber auch Atos-Mitarbeiter Platz finden, damit sie keine Root-Zertifikate verschicken.

Im Anlauf zur dreitägigen Münchner Sicherheitskonferenz beschäftigen sich Experten am Donnerstagabend mit dem Thema "Artificial Intelligence & Modern Conflict". Da läuft es einem kalt den Rücken herunter. Zur Vorbereitung auf die Konferenz kann man sich den Munich Security Report 2018 herunterladen. Dort geht es nicht um die Frage, ob nun der geschäftsführende Außenminister Sigmar Gabriel kommt oder nicht. Das kann sich diese Woche auch noch ein paarmal ändern. Die Lage in der SPD ist unübersichtlich.

Mehr als ein Sack Reis fällt am Freitag in China um. Das Chinesische Neujahrsfest gilt als der wichtigste Feiertag des Landes. Der Beginn des Neujahrsfestes fällt jedes Jahr auf einen Neumond zwischen dem 21. Januar und dem 21. Februar. 2018 beginnt das Jahr des Hundes. Der zwölfjährige Turnus ist stets gleich: Ratte, Büffel, Tiger, Hase, Drache, Schlange, Pferd, Ziege, Affe, Hahn, Hund und Schwein. Auch 1946, 1958, 1970, 1982, 1994 und 2006 waren also Jahre des Hundes.

Die JeffConf im Altonaer Museum beschäftigt sich am Freitag sehr fokussiert mit genau einem Thema: Serverless Computing. Die Liste der Sprecher zeigt einen guten Mix von Evangelisten und Praktikern. Spannend.

Wie immer gibt es freitags unser #TGIQF. Mit der Vorhersage lag ich letzte Woche ziemlich daneben. Es ging dann doch nicht um Einplatinencomputer sondern um die Frage, welcher Sidekick zu welchem Helden gehört. Sherlock Holmes & Dr. Watson, Frodo & Samweis, Harry Potter & Ronald Weasley, Batman & Robin. Wer hat noch nicht, wer will nochmal?

Am Freitag gibt es wieder jede Menge Musik, von der ich diese Woche nicht viel kenne. Spannend scheint mir ein Remix Companion zu Ryuichi Sakamotos "Async", seinem ersten Solo-Album nach seiner Krebsdiagnose 2014. "Async Remodels" ist im Dezember bereits in Japan erschienen und ab Freitag auch bei uns erhältich.

In Hannover läuft am Samstag eine "DroneVention", eine Zusammenkunft rund um das Thema Drohnen. In München beginnt das Digital Media Camp, ein Barcamp des Medialab Bayerns.

Am Sonntag ist dann Pluto-Tag, weil am 18. Februar 1930 Pluto durch das Lowell-Observatorium in Flagstaff, Arizona (USA) entdeckt wurde. Er ist nach dem römischen Gott der Unterwelt benannt. Disneys Pluto wurde ebenfalls 1930 kreiert und erhielt seinen Namen nach der kosmischen Entdeckung. Bis zur Neudefinition des Begriffs Planet am 24. August 2006 durch die Internationale Astronomische Union (IAU) galt Pluto als der neunte und äußerste Planet unseres Sonnensystems. (vowe)