Bambus: Das grüne Gold

In China erlebt das Süßgras eine neue Blüte – auf dem Bau und anderswo.

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Von
  • Michael Radunski
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Bambus wird vom Menschen schon seit frühesten Zeiten auf unterschiedlichste Weise genutzt. Aus der chinesischen Kultur ist er kaum wegzudenken – sei es als Motiv in der Malerei, als Zutat in der Küche, als Rohr im Kanalsystem oder schlicht als Essstäbchen.

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Nun erlebt die Pflanze jedoch eine richtige Blütezeit. Dafür gibt es mehrere Gründe: Zum einen die gezielte Förderung durch den nationalen Bambusplan der Regierung. Denn ein Fünftel der weltweiten Bambusproduktion wächst in China – und das Land will diese Ressource nicht ungenutzt lassen. Zum anderen haben neue Verarbeitungstechniken das Einsatzspektrum verbreitert. Sie machen die Pflanze etwa für den Pipeline-Bau attraktiv.

Die "Internationale Bambus und Rattan-Organisation" (INBAR) in Peking sieht Bambus sogar auf dem Weg zum "Grundstein für Chinas Führungsrolle beim weltweiten Umweltschutz". Bambus sei die beste und nachhaltigste Alternative zu Holz, Plastik oder Metall, sagt INBAR-Expertin Wu Junqi.

Das sind vielleicht etwas zu große Worte. Aber Bambus hat tatsächlich gute Chancen, zu einem Bio-Rohstoff der Zukunft zu werden. Er wächst täglich rund einen Meter und ist damit eine der sich am schnellsten entwickelnden Pflanzen. Trotzdem ist er erstaunlich robust, benötigt kaum Wasser, keinen Dünger und keine Pestizide.

Obendrein nimmt er beim Wachsen bis zu viermal mehr Kohlenstoff auf als andere Baumarten. Seit 2012 können chinesische Unternehmen ihre Kohlendioxidbilanz verbessern, indem sie in den Anbau von Bambus investieren. "Selbst nach Abholzung, Verarbeitung und Transport wird die Energiebilanz von Bambus als neutral angesehen", sagt Even Pay, Agrarwissenschaftlerin am Pekinger Think Tank "China Policy".

Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: Für die Gastronomie wird Bambus unter anderem zu einem Getränk verarbeitet. Dank dem Zusammentreffen von Stabilität und Elastizität kommt das Material zudem häufig auf Chinas riesigen Baustellen als Gerüst zum Einsatz. Immer öfter wird er auch für Einrichtungen oder als Bodenbelag verwendet. "Da in China derzeit massiv Wohnungen gebaut werden, bietet sich hier für Bambus ein immenses Wachstumspotenzial", urteilt Agrarexpertin Pay.

Entsprechend rasant wächst der Markt. Allein zwischen 2011 und 2016 hat sich die nationale Bambusproduktion mehr als verdoppelt: Betrug 2011 der Umsatz noch 15,4 Milliarden Dollar, belief er sich 2016 bereits auf umgerechnet 32,5 Milliarden Dollar. China führt damit den 60-Milliarden-Dollar-Markt an.

Für Agrarexpertin Pay ist das Gewächs nicht zuletzt ein gutes Mittel zur Bekämpfung der Armut. Bambus wächst vor allem in den armen Regionen Südchinas, wie zum Beispiel in der Provinz Guizhou, wo die Bauern kostenloses Saatgut und weitere Subventionen für den Anbau erhalten. Allein in der Stadt Chishui bauen mittlerweile 30000 Farmer Bambus an, Hunderte Firmen zur Weiterverarbeitung wurden gegründet, sodass dort in den vergangenen Jahren rund 10000 neue Jobs im Bambussektor entstanden.

(bsc)