Echt wahr jetzt?

Was ist wahr, was ist gelogen? Das Spiel mit Information und Desinformation kann man üben.

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Tief unten auf dem Meeresboden liegen tatsächlich Schätze - und demnächst werden sie gehoben. Der britische Geologe Bramley Murton scheint ein besonders gutes Gespür für diese Dinge zu haben: 2017 vermeldete er beispielsweise den Fund einer großen Lagerstätte von Tellur vor der Küste der kanarischen Inseln und Goldvorkommen im Kaiman-Graben.

Das ist zwar ein bisschen tief, aber anderswo soll die Förderung von Tiefsee-Vorkommen einfacher sein. 2019 will das kanadische Unternehmen Nautilus Minerals Gold jedenfalls bei Papua Neuguinea Kupfer und Gold vom Meeresboden schürfen.

Allerdings gibt es diese immer gleichen Ankündigungen seit Jahren – und nichts passiert. Und soll ich Ihnen auch sagen, warum? Weil die Geschichte mit dem Deep Sea Mining eine Erfindung der CIA ist. Eine Legende, um verdeckte Operationen auf dem Meeresboden zu tarnen.

Das glauben Sie nicht? Die BBC beispielsweise berichtete kürzlich über die Geschichte: 1974 wollte die US-Regierung K129 bergen, ein russisches Atom-U-Boot, das 1500 Meilen nordwestlich von Hawaii gesunken war - und nicht nur Atomraketen an Bord hatte, sondern auch Codebücher für die russische Funkverschlüsselung. Allerdings lag das Wrack in drei Meilen Tiefe. Technisch nicht unmöglich, so etwas zu bergen, aber ziemlich aufwendig.

Um das ganze zu tarnen, dachte sich die CIA das "Project Azorian" aus - die Legende, nach der Multi-Millionär Howard Hughes eigens ein Schiff konstruieren ließ, um die Schätze der Tiefsee zu bergen. Blöd nur, dass zum einen die Bergung nicht gelang, und zum anderen Einbrecher ausgerechnet in das Büro der Tarnfirma einstiegen, die den angeblichen Tiefsee-Bergbau organisiert hatte. Möglicherweise wollten die Einbrecher technische Pläne stehlen, allerdings fielen ihnen auch Unterlagen in die Hände, die die Zusammenarbeit mit der CIA belegten. 1975 gelangte die Story schließlich in die Presse. Das CIA-Museum hat eine eigene Seite dafür ins Netz gestellt.

Heißt das jetzt, es gibt gar keinen Edelmetalle in der Tiefsee? Das war natürlich eine Fangfrage. Die gibt es. Aber um in ähnlichen Fällen nicht auf Fake-News und Verschwörungstheorien hereinzufallen, müsste man jetzt klassisch recherchieren: Gibt es mehrere Quellen für die Azorian-Geschichte? Was ist mit den wissenschaftlichen Aufsätzen? Wer finanziert Nautilus Minerals?

Aber wer macht das schon?

Die Macher von fakenewsgame.org gehen einen umgekehrten Weg. In ihrem Browserspiel kann man über, Zweifel zu säen, Menschen zu verwirren und gegeneinander aufzuhetzen. Die Macher, ein niederländischer Design-Büro, wollen das Spiel nutzen, um Kindern beizubringen, wie Fake News funktionieren. Ob das wirklich eine gute Idee ist? Das Spiel mit Information und Desinformation kann trainiert werden. Aber daraus resultiert nicht automatische eine größere Liebe zur Wahrheit.

(wst)